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Re: [InetBib] Ich bin ein Informatiker, AMA



Hallo,

hier eine mir gesendete Antwort, die die Gegenposition zu meiner
vorhin verschickten Mail einnimmt (wir kannten die jeweils andere
Mail beim Verfassen der eigenen nicht):

| Nun möchte ich mich aber noch zur folgenden Frage äußern:
| 
| > Warum haben Bibliotheken/Archive solche Probleme wirklich gute
| > Informatiker zu rekrutieren bzw. zu halten?
| 
| Aus meiner Sicht ist die Frage recht leicht zu beantworten. Ich bin
| zwar kein ITler, arbeite als Systembibliothekarin aber sehr eng mit
| mehreren Entwicklern aus unserer IT-Abteilung zusammen (in meiner UB
| wird diese übrigens auch intern als überaus wichtig angesehen!).
| Ausschlaggebender Faktor ist mE die Bezahlung. Und dies hat nichts mit
| dem "Wollen" oder fehlender Wertschätzung seitens der UB zu tun. Es
| scheitert überwiegend ganz banal an fehlenden finanziellen Mitteln bzw.
| harter Sparpolitik im Personaldezernat der Uni. Dies führt soweit, dass
| bei uns regelmäßig Mitarbeiter, Abteilungsleiter und sogar Direktion um
| jede zusätzliche EG bei der Eingruppierung neuer Mitarbeiter ringen.
| Konsequenz ist, dass sich in unserer IT viele Quereinsteiger finden, da
| "richtige" ITler in der freien Wirtschaft einfach viel bessere
| (finanzielle) Aussichten haben.
| 
| Tatsache ist aber auch, dass viele IT-Menschen, die einmal bei uns
| waren sich hier sehr wohlfühlen und offenbar auch die Vorteile des
| öffentlichen Dienstes zu schätzen wissen. Deshalb betrachte ich als
| weiteren wichtigen Faktor die mangelnde Sichtbarkeit der
| Stellenanzeigen bzw. das fehlende Wissen um den potentiellen
| Arbeitgeber Bibliothek an sich.
| 
| Nicht zuletzt gibt es bei uns mehrere SystembibliothekarInnen, die im
| Grenzbereich zwischen bibliothekarischen Anforderungen und deren
| technischer Umsetzung arbeiten (menschliche APIs quasi, haha). Diese
| enge Verflechtung führt dazu, dass die Zusammenarbeit zw. IT und Bib
| insgesamt besser klappt - es gibt weniger Missverständnisse und mehr
| Erfolge. Ich denke, auch die Wertschätzung sämtlicher Mitarbeiter
| gegenüber der IT, sowie die Arbeit an Aufgaben, die unmittelbar zu
| Verbesserungen für andere Bibliotheksmitarbeiter und/oder Nutzer
| führen, können den "Wohlfühlfaktor" eines IT-Arbeitsplatzes erhöhen.
| 
| Und was schließlich ist mit der zufriedenstellenden Vorstellung,
| keinem schnöden, wirtschaftlichem Interesse zu dienen - sondern der
| Verbreitung von Wissen und somit der Entwicklung gebildeter, mündiger
| Bürger? ;-)
| 
| Just my two cents.


Auch wenn ich das finanzielle Thema anders sehe, so stimme ich
dem letzten Absatz voll zu.


Vielen Dank fuer den Beitrag!


markus


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.