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Re: [InetBib] Bibliothekar*tag + Gender Diskussion



Liebe Laura

danke für Deine offenen Worte... diese Diskussion ist in vielen Teilen unerträglich ignorant hier - ich hätte gedacht, wir wären bereits etwas weiter, und als 'personifizierte Bibliotheken' etwas offener... Da scheint es wohl noch viel Arbeit zu geben....

Man weiss dann ja recht schnell,  dass diese Haltung, die hier oftmals nicht nur zwischen den Zeilen propagiert wird, auch im öffentlichen Raum eine Atmosphäre schafft, die weit entfernt von einer würdigen Willkommenskultur ist.

Ich verzweifle da dann doch innerlich etwas, man nimmmt doch mit dem * niemandem was weg, und macht das Leben bunter, nahbarer und 'würdiger' für viele. Dafür sollten wir stehen als Mensch und als Institution.

Im Berufsverband werden wir als BIB versuchen, die Angebote, die wir in den beiden Demokratiekursen letztes und dieses Jahr aufsetzen konnten, weiter zu führen. Und mir scheint es da noch viel relevanter, dass wir an der Haltung im Berufsstand ansetzen müssen. Ein Fazit, dass die Teilnehmer*innen und wir bereits gezogen haben. Erste Ideen haben wir mit der Aktionsbox bereits konkretisieren können.

Wir bleiben am Ball. Und wir Bunten und Offenen müssen lauter, sichtbarer, fordernder und wehrhafter werden. Klaus Mann fällt mir da immer wieder ein mit seinem "Ruhe gibt es nicht, bis zum Schluss!"

Grüße

Tom Becker


Am 01.07.21 um 19:15 schrieb Laura B via InetBib:
Liebe Leser*innen dieser Liste,


nachdem ich jetzt seit Tagen hier mitlese, muss ich mich jetzt doch mal mit 
einmischen.


Als jemand der die Petition mit gestartet hat, möchte ich vorneweg sagen das es uns nicht nur darum 
geht alle Geschlechter (ja, es gibt mehr als zwei, sollten sie das immer noch nicht wissen, empfehle ich 
eine Suchmaschine ihrer Wahl) mit einzubeziehen, sondern auch darum das in Bibliotheken, bzw. 
bibliothekarischen Einrichtungen nicht mehr nur Bibliothekare und auch Bibliothekar*innen arbeiten 
sondern auch FAMIs, Medienpädagog*innen, ITler*innen, etc. etc. etc. Wer also der Meinung ist, das 
der "Bibliothekartag" deswegen langsam im Jahr 2021 einen neuen Namen verdient hat, der 
möchte bitte gerne die Petition unterschreiben, zu finden unter diesem Link: 
https://www.openpetition.de/petition/online/zeitgemaesser-name-fuer-den-bibliothekartag


Des weiteren möchte ich jetzt ein paar Worte als nicht-binärer Mensch sagen, die an sich 
nichts mit der Petition an sich zu tun haben, aber sich auf die momentane Diskussion hier 
beziehen:  Es hat mich absolut nicht gewundert, als hier die Diskussion um Gendern losging, 
das scheint ja inzwischen ein Lieblingsthema von allen Deutschen geworden zu sein. Leider muss man 
schon fast sagen, hat es mich ebenso nicht gewundert, wie viel Ignoranz und Ablehnung hier in die 
Öffentlichkeit getragen wurden.


Das * im deutschen existiert nicht nur um die binären Geschlechter männlich-weiblich gleichgerecht mit einzubeziehen (was schon wichtig genug ist), sondern auch um alle Menschen die sich diesem binären System nicht 
zugehörig fühlen auch mit einzubeziehen. Ich spreche hier nicht für die ganze nicht-binäre Community und schon gar nicht für die ganze LGBTQIA+ Community, aber persönlich kann ich Ihnen sagen, es tut 
mir in Teilen immer noch verdammt weh, wenn die Inklusion von mir, meiner nicht binären Geschlechtsidentität als "Sprechknoten ", als "furchtbar", als "ideologische Vereinnahmung der 
Sprache", als "verhunzung der deutschen Sprache" etc. bezeichnet wird. Es ist mir, wenn ich jetzt mal so direkt sein darf, verdammt egal ob Ihnen Worte wie Bibliothekar*innen, Medienpädagog*innen etc. 
schwierig zum aussprechen vorkommen, oder sie irgendwie unschön finden, es ist 2021, lernen Sie damit umzugehen, wir haben haufenweise neue Wörter in unserer deutschen Sprache es kann doch nicht so verdammt schwer sein 
eine kurze Pause in Worte einzubauen. Ich lebe seit meiner Geburt in einem System das es mir immer wieder klar macht, dass ich als nicht-binäre Person irgendwie nicht erwünscht bin und irgendwie nicht dazu gehören, 
das kann ich Ihnen sagen ist wesentlich unschöner als irgendwo in Wörtern ein * unterbringen zu müssen. Lernen Sie damit klar zu kommen, dass die Welt sich verändert und es mehr als nur schwarz-weiß 
denken auch beim gendern gibt und unsere sehr gegenderte deutsche Sprache sich nun mal etwas daran anpassen muss.


Es wurden bereits Studien und Bücher zu diesem Thema verlinkt die das ganze wissenschaftlich angehen, von 
daher tue ich das jetzt hier nicht mehr. Gegenargumentationen von einem Verein der schon häufiger wegen 
rechtspopulistischen Aussagen aufgefallen ist 
(https://www.volksverpetzer.de/hintergrund/verein-deutsche-sprache/), fallen bei mir im übrigen direkt als 
ungültig weg, aber das überlasse ich natürlich jedem selbst, wem er da glauben schenken möchte.


Gezeichnet,

Nik Baumann

(they/them, sie/ihr)


--
Dr. Tom Becker
===
Professor für Medienmanagement und Medienvermittlung in Bibliotheken (FH)
Studiengangsleiter B.A. 'Bibliothek und digitale Kommunikation'
Bundesvorstandsmitglied im Berufsverband Information Bibliothek (BIB e.V. 
| bib-info.de)

TH Köln
Fakultät für Informations- und Kommunikationswissenschaften
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