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Re: Symposion zum Informationsbegriff




Bernhard Eversberg wrote

> > Da entsteht die Frage: wie komprimiere ich die Zeitung von gestern, wie
> > filtere ich die Redundanz heraus? Das waer was, wenn man das koennte...

Ich denke, dass wir hier zwei Arten von Kompression unterscheiden müssen, die
eine, triviale, die wir heute schon bei Rechnern einsetzen, indem wir Worte
bzw. Sätze die sich über längere Zeit wiederholen, als solche Wiederholungen
kennzeichnen. Am einfachsten könnte man sich das so vorstellen, dass man Links
bzw. Zeiger auf solche Wiederholungen setzt. Im Grunde ist das ja auch die
Idee, die hinter der Vorstellung von T. Nelson und seinem XANADU bzw. hinter
dem WWW steht, ich zitiere nicht mehr, sondern verweise direkt auf die
ursprüngliche Stelle. Für mich als Leser einer Zeitung bedeutet es ja auch
ichts anderes, als die Erinnerung an gestern. Ich muss mir indiesem Punkt
nichts neues merken.

Ich vermute allerdings, dass Ihre Zweifel auf eine komplexere Problematik
hinweisen, die Kompression von Information durch Bedeutungserkennung und
Wissen. Hier muss ich nicht nur triviale Redundanz oder Rauschen als solches
erkennen, sondern auch inhaltliche Zusammenhänge. Dies geht, und das scheint
mir das interessante an der Informationstheorie zu sein, dass sie diesen
Ebenenwechsel überhaupt deutlich macht, nicht ohne die Interpretation und die
Kausalanaylse des Wissens. Deshalb scheint mir der häufigste Fehler auch darin
zu liegen, dass viele Kritiker der Informationstheorie erkannt haben, dass
diese für die höheren Ebenen nicht ausreicht. Man kann aber diese höheren
Ebenen nur verstehen, wenn man die Begrenzungen der Basis erkannt hat. Das
wird an der folgenden Feststellung deutlich.

> > Gerade hier wird doch sehr deutlich, wie problematisch es ist, zu sagen,
> > Daten "enthalten Information". Daten koennen einen InformationsVORGANG
> > ausloesen, aber in jedem Rezipienten und bei jedem erneuten Lesen einen
> > anderen. Und genau das kann eine formal-algorithmisch arbeitende Theorie,
> > die ja alles Subjektive aussen vor lassen muss, nicht erfassen.
> > Wenn eine Zeitung also mit einem Algorithmus von Redundanz befreit wird,
> > kommt dabei heute dasselbe heraus wie gestern. Es ist formale Redundanz,
> > die man so beseitigen kann, nicht aber inhaltliche oder subjektive.

Das was hier als "InformationsVORGANG" bezeichnet wird hat mit der
eigentlichen Information der Inforamtionstheorie wirklich nichts zu tun, das
betrifft schon die Frage der Interpretation. Insofern stimmen wir durchaus
überein.

Der Unterschied ist nur der, ich halte die saubere Trennung der Begriffe
Information (im Sinne der Informationstheorie) und Interpretation (im Sinne
der semiotischen Pragmatik) (http://www.ib.hu-berlin.de/~wumsta/umlit95.html)
für dringend geboten, während Sie, Kollege Eversberg, auf den allgemeinen
Sprachgebrauch rekurrieren, was ja durchaus häufig geschieht. Ich sehe aber
gerade in diesem unscharfen Sprachgebrauch den Grund für die zahlreichen
Missverständnisse, aus denen dann die Informationstheorie als untauglich
abgelehnt wird.

MfG

Umstätter


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