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Re: [InetBib] Urheberrecht und Abstrakt



Das waren insbesondere die gedruckten Referateorgane des
wissenschaftlichen Springer Verlags. Insofern waren das regulÃre
Publikationen, bei denen die Referateschreiber auch mit ihrem Namen
gezeichnet haben. SpÃter sind immer Ãffter, aus KostengrÃnden nur die
Abstracts der AufsÃtze Ãbernommen worden.

BTJ.se ist wohl eher mit dem klassischen ID der EKZ in Reutlingen zu
vergleichen.
Da sind noch gewisse Unterschiede zu sehen, ob jemand professionell
BÃcher unter pÃdagogischen und bibliothekarischen Gesichtspunkten
bewertet, oder ob ein Wissenschaftler auf seinem eigenen Fachgebiet
die Ergebnisse anderer einschÃtzt.

Wenn man daran denkt, dass schon seit Jahrzehnten einige Wissenschaftler
dafÃr zahlen, publizieren zu dÃrfen, so bin ich sicher, dass die weitaus
meisten wirklichen Wissenschaftler kostenlos referieren.
Sie kÃnnen sowohl auf fundamentale Erkenntnisse aufmerksam machen,
wie auch auf fundamentale Fehler in einer Arbeit. Manchmal sind es auch nur
unerkannte, aber verheerende Kommafehler.
Das ist ja das wichtige Prinzip des publish or perish in der Wissenschaft,
das den sog. Knowledge Managern fehlt, weil diese einen groÃen Teil
des tacit knowledge (des verschwiegenen Wissens) ihren Mitarbeitern nicht
entlocken kÃnnen, weil man den Mitarbeitern nicht automatisch das
Urheberrecht einrÃumt.
Der erste zu sein, hat ja vor Ãber dreihundert Jahren das Zeitschriftenwesen
hervorgebracht.
Nach meiner SchÃtzung Ãberfliegt ein Wissenschaftler grÃÃenordnungsmÃÃig
10.000 Publikationen pro Jahr, (im Weinberg Report wurden 3.000 geschÃtzt)
er liest etwa 100 genauer (und zietiert pro Jahr davon 10),
wÃhrend er sich nur in etwa einen so tief hineindenkt, dass er den genialen
Gedanken
eines anderen Autors Ãberhaupt nachzuvollziehen vermag,
um ihn dann auch wirklich verifizieren oder falsifizieren zu kÃnnen.

Eine solche AbschÃtzung bedeutet, dass von rund 10 Mio. heutigen
Wissenschaftlern,
im Durchschnitt nur 1000 in der Lage sind einen Aufsatz wirklich zu
beurteilen.
WÃhrend viele AufsÃtze von fast jedem Wissenschaftler verstanden werden
kÃnnen,
gibt es andere, die von keinem oder nur noch von 10 Spezialisten wirklich zu
bewertet sind.
Das sind nicht selten die wirklich genialen Arbeiten, die in der Geschichte
oft genug von
unqualifizierten Peer Reviewern abgelehnt worden sind. Die entsprechenden
Referees in einem
WikiReferee System hÃtten dagegen kein Problem ihr Wissen kund zu tun.

An dieser Stelle sei auch daran erinnert, wie oft Peer Reviewer schon
Erkenntnisse
gestohlen haben, wobei die Dunkelziffer durch die Geheimhaltung sicher sehr
viel grÃÃer ist,
als die bereits bekannten FÃlle.

MfG

W. UmstÃtter


----- Original Message -----
From: "Lars Aronsson" <lars@xxxxxxxxxxx>
To: "Internet in Bibliotheken" <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Sent: Tuesday, September 20, 2005 2:14 AM
Subject: Re: [InetBib] Urheberrecht und Abstrakt


> HU wrote:
>
> > Es gab in Deutschland eine hervorragende Tradition bei den
> > ReferateblÃttern. Das waren [...] Bewertungen. Diese Tradition
> > ging nach dem zweiten Weltkrieg aus KostengrÃnden [...] unter.
>
> Wer hatte damals das Urheberrecht?  Waren die einzelne Autoren
> bekannt oder anonym? Sind diese alte Referate jetzt digitalisiert?
> Viele davon mÃssen ja heute gemeinfrei sein.
>
> In Schweden betriebt BTJ.se ein System, wo 1000 Leute
> verlagsneutrale Rezensionen von jÃhrlich 6000 BÃcher verfassen,
> als Einkaufsratgeber fÃr Bibliotheke,
> http://www.btj.se/prodguide/bocker_avmedier/lektorer/
>
> Ich weiss nicht genau, aber ich glaube das viele Bibliothekare und
> Lehrer gegen wenig Bezahlung und auf meist ideellen GrÃnden
> mitwirken, wÃrend der seit 2003 privatisierte Betrieb BTJ darauf
> Geld verdient und das ganze Urheberrecht einhat.
>
>
> --
>   Lars Aronsson (lars@xxxxxxxxxxx)
>   Aronsson Datateknik - http://aronsson.se
>



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