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Re: Uni-Ranking (und BID-Zeitschriften-Ranking)



  Thomas Hilberer schrieb:
> http://www2.stern.de/start/bildung/index.html
> Uni-Ranking: 250 deutsche Hochschulen und ihre Web-Sites. 
> Wer macht im Netz den besten Eindruck?
>
> Welche Universitaet hat den besten Web-Auftritt? 
> Welche Fachhochschule bietet den schnellsten digitalen Service? 
> Fuer START stuerzten sich Test-Surfer tage- und naechtelang ins 
> Netz und fanden heraus, wer in der Internet-Liga vorn mitspielt.
> .....

Liebe KollegInnen,
vielleicht sollte sich mal jemand die muehe machen, unsere deutschen 
bid-fachzeitschriften systematisch zu untersuchen und zu bewerten.
als anhaltspunkt kann das folgende schema dienen:

###   Bewertung von BID-Fachzeitschriften   ###

Ein bekanntes wort aus goethes "goetz von berlichingen" lautet: 
?wo viel licht ist, ist auch starker schatten'. Dies muss man 
immer verinnerlichen, wenn man literatur zur hand nimmt, und die 
bibliothekarische fachliteratur macht da keine ausnahme. 
deshalb ist es nuetzlich, gelegentlich einen blick in die 
bewertungsregeln für bid-fachzeitschriften zu werfen, die es 
seit 1995 gibt. sie seien im folgenden ihrer aufmerksamkeit 
empfohlen. wegen der unvermeidlichen laenge wird mir als dem 
autor sicher niemand boese sein.

Durch nichts kann man den deutschen bid-bereich besser kennen-
lernen als durch
a)  inanspruchnahme seiner dienste,
b)  regelmäßige lektuere seiner fachzeitschriften.

Besonders die fachzeitschriften sind ein aussagekräftiger 
indikator des jeweiligen entwicklungsstandes der profession(en). 
durchdachte beitraege mit klarer konzeption, logischem aufbau, 
sprachlicher brillanz finden sich (gluecklicherweise) ebenso wie 
husch-husch-skripten, mit unverdauten termini aus dem anglo-
amerikanischen bereich oder aus einem abgebrochenen soziologie-
studium angereicherten statements, hierarchischen blaehungen 
und einfachen, gehobenen und hoeheren weitschweifigkeiten. 
weiss ein autor ueberhaupt nicht mehr weiter, dann flicht er 
geflissentlich das Wort 'wissenschaftlich' in seinen text ein, 
weil er eines nicht weiss: "durch nichts macht sich der mangel 
an bildung deutlicher bemerkbar als durch allzu häufigen gebrauch 
der woerter »Wissenschaft« und »wissenschaftlich«. was heute 
von vielen »Wissenschaft« genannt wird, ist oft nichts weiter 
als der gebrauch des gesunden menschenverstandes - und manchmal 
noch nicht einmal das!"
dass die BibliothekarInnen mit den begriffen "information" und 
"informationsbewußt" auf dem kriegsfuß stehen, erkennt man in aller 
Regelmaessigkeit an ihren literaturzitaten, ankuendigungen von 
fortbildungsveranstaltungen und Calls for Papers. schlimmer geht's 
nimmer. und keiner sagt's ihnen. 
aus diesen und noch einigen weiteren gruenden sollten bid-fachzeit-
schriften jahrgangsweise und regelmaessig gecheckt werden. 
die folgenden punkte koennen ein einstieg hierfuer sein:

1. wie sind art und inhaltliche qualitaet der
o  informationen ueber archiv-/bibliotheks-/informationspolitische 
   entwicklungen ?
o  darstellungen der theoretischen und praktischen probleme des       
   archiv-/bibliotheks-/informationswesens ?
o  darstellungen der archiv/bibliotheks/informationspolitischen 
   entwicklung(en) in den neuen bundesländern ?
0  darstellungen der archiv-/bibliotheks-/informationspoli-
   tischen entwicklungen im ausland ?
o  darstellungen der aktuellen archiv-/bibliotheks-/informations
   politischen standpunkte der bundesregierung, des wissenschafts-
   rats, der kultusministerkonferenz, der deutschen forschungs-
   gemeinschaft, der rektorenkonferenz ?
o  darstellungen der probleme von ausbildung und arbeitsmarkt ?
o  behandlungen von frauen-problemen in archiven, bibliotheken und    
   informationseinrichtungen ?
o  darstellungen der probleme der ausbildungseinrichtungen ?
o darstellungen von problemen der lehrevaluation ?
o darstellungen der entwicklungstendenzen in einzelnen studiengaengen   
  (archivwesen, bibliothekswesen, informationswissenschaft und -praxis) ?
o darstellungen von aktuellen problemen der praxis (z.b. management, 
  marketing, controlling) ?

2. wie sind die jeweiligen rubriken zu bewerten:
o  editorial ?
o  abhandlungen ?
o  meinungsforum ?
o  berichte/mitteilungen ?
o  nachrichten ?
o  interviews ?
o  rezensionen ?
 
3. wie ist die erfuellung folgender aufgaben und funktionen einer    
   fachzeitschrift zu bewerten ?
o  anregungen für die praxis ?
o  beitraege zur archiv-/bibliotheks-/informationspolitischen diskussion?
o  Information über aktuelle ergebnisse der forschung ?
o  vermittlung von wichtigen kenntnissen zum    
   archiv-/bibliotheks-/informationsrecht ?
o hinweise auf wichtige auslaendische literatur ?
o rezension wichtiger beitraege aus der fachliteratur ?
 
4. wie ist die sprachliche qualitaet der beiträge ?
 
5. wie ist die laenge der beiträge:
o  zu kurz ?
o  zu lang ?
o  gerade richtig ?
 
6. in welchen in- und auslaendischen fachzeitschriften werden 
   beitraege aus der zeitschrift
o  regelmäßig
o  gelegentlich
   zitiert ?
 
7. wie ist das preis-leistungs-verhaeltnis ?
 
8. finden regelmaessige leserbefragungen zu inhalt und qualitaet statt ?
 
9. wie ist die qualitaet des einbandes ?
 
10. sind einbanddecken lieferbar ?

die ergebnisse der checks sollten ohne scheu publiziert und den 
herausgebern der fachzeitschriften zugaenglich gemacht werden. 
die vermutung muss erlaubt sein, dass sie an staendigen 
verbesserungen nur marginales interesse haben.

mfg   H.M.
--
Heinz Marloth, Seehofstrasse  15, D-60594 Frankfurt am Main, Germany
Telefon: 069 - 61 23 94       eMail: marloth _at__ t-online.de



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