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Re: Sponsoring



Ebenfalls Hallo,
ein interessantes Thema, an dem sich ganz offensichtlich die Geister scheiden !
Ich kann keinen grundsätzlichen Unterschied erkennen zwischen einer Agentur
und einem Verlag - es sind in jedem Fall Unternehmen, die in erster Linie Geld verdienen wollen. Ob mit dem Produkt Buch, Zeitschrift oder einer Dienstleistung spielt dabei doch keine Rolle.
Und daran ist nichts Verwerfliches.
Überraschend finde ich, wie "herzhaft in die Brötchen", z.Bsp. von Elsvier, "gebissen wird", wenn ich bedenke, wie häufig und ausdauernd in den Bibliotheken über diesen Zeitschriften-Riesen
und seine gigantischen Preissteigerungen geklagt wird.
Viele Grüsse aus Leipzig
Heike Markolwitz

Hallo,
ein kleiner Einwurf aus Kiel: Nur weil - wie in Ihrem Beispiel -
Elsevier "Broetchen" sponsort, wird wohl eine Bibliothek keine neue
Zeitschrift kaufen, die sie vielleicht gar nicht braucht. Ein Verlag
ist, denke ich, kein gutes Beispiel. Bei Zeitschriftenagenturen, zum
Beispiel, ist das etwas anderes. Aber ich denke man kann die Probleme
vielleicht auffangen, indem man allen in Frage kommenden,
konkurrierenden Firmen die Moeglichkeit bietet, sich an dem Sponsoring
zu beteiligen. Und letztendlich wird sich doch niemand nur wegen guter
Broetchen zu einem Vertrag ueberreden lassen, der vielleicht schlechtere
Konditionen bringt, als der einer anderen Firma!
Wir Bibliotheken muessen in Anbetracht der schlechten Wirtschaftslage
nun einmal neue Geldquellen auftun, wenn wir nicht hoffnungslos ins
Hintertreffen geraten wollen. Und die Idee, es unseren amerikanischen
Partnerbibliotheken gleich zu tun, finde ich eine gute Moeglichkeit.
Unsere Bibliothek spielt mit dem Gedanken, sich Buecherpakete fuer
Oberstufenklassen sponsorn zu lassen - als Dank dafuer gaebe es dann
einen Aufkleber im Buch. Das tut niemandem weh und ist in meinen Augen
keine Form der Bestechung.
Viele Gruesse aus Kiel
Barbara Schmidt

Christian Hauschke wrote:

> Hallo!
>
> At 12:26 11.07.02, you wrote:
>
>> auch Sie scheinen offenbar gefangen im Bürokratismus des deutschen
>> Bibliothekswesens. Die Angst vor "Vorteilsnahme im Dienst", die Angst vor
>> falschen Sponsoren und die Angst vor Ein- und Ausladung von Referenten
>> sind
>> nur Symptome eines verkrampften Umgangs mit der Wirklichkeit. Diese ganze
>> Angst ist der Grund für die teilweise Erstarrung des deutschen
>> Bibliothekswesens. Angst vor Budgetkürzung, Angst vor dem Rechnungshof,
>> Angst vor kritischen Bemerkungen, Angst vor der Wahrheit, Angst vor dem
>> Verlust von "Pöstchen" und jetzt auch noch Angst vor belegten Brötchen?
>> Dahinter steckt die Urangst vor dem Fall in die Bedeutungslosigkeit
>> und das
>> gesellschaftliche Abseits des Bibliothekswesens und seiner Funktionäre.
>> Dabei gibt es gar keinen Grund: Wer hat jemals davon gehört, daß man
>> eine/einen Bibliotheksdirektor/in entlassen hätte, weil er/sie zu rührig
>> war? Weil er/sie zu viele Gelder akquiriert und zu viele Projekte an Land
>> gezogen hätte?
>
>
> Zu viel Engagement wird wohl hoffentlich nie ein Grund für Kritik (oder
> gar Entlassung) sein, zu enge Verbundenheit mit wirtschaftlichen
> Unternehmen, die sich die Nähe durch Sponsoring erkaufen wollen aber
> hoffentlich wohl. Die Erstarrung des deutschen Bibliothekswesens an
> einer begründeten Vorsicht im Umgang mit 'Brötchengebern' festzumachen,
> ist doch sehr gewagt. Schließlich fängt Korruption schon bei kleinen
> Dingen an, und die Versorgung einer Tagung mit Lebensmitteln ist für
> mich schon keine Kleinigkeit mehr. Die Organisatoren könnten sich
> schließlich mit einem oder zwei zusätzlichen Zeitschriftenabonnements
> erkenntlich zeigen, vielleicht ist bei der nächsten Anschaffung im
> Hinterkopf, dass Frau W von der Firma X doch viel netter (und
> großzügiger) war als Herr Y von der Firma Z. Beispiele für so etwas
> findet man immer wieder in den Zeitungen, Dankeschön-Spenden,
> Mauschelei, Vorteilsnahme im Dienst etc. Zwar spielt sich dies meist in
> einem größeren Rahmen ab, doch der Tatbestand bleibt der gleiche. Und
> das Unternehmen die Chance zur Einflußnahme nicht nutzen würden, wenn
> sie diese bekämen, ist nicht wahrscheinlich.
>
>> Es gehört zu verantwortlichem Handeln von Entscheidern, daß sie auch an
>> wirtschaftlichen Prozessen mitwirken und nicht nur durchlaufende
>> Posten der
>> Zuwendungsgeber sind. Nur weil viele Bibliotheksbeamte diese
>> Verantwortung
>> scheuen und gar nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen, ist dies noch
>> lange kein Grund, die Brötchen von Elsevier, Springer und Co wieder
>> abzubestellen. Geben und Nehmen, Austeilen und Einstecken gehören nun
>> einmal zur Realität. Ich habe schon längst wieder Brötchen bestellt - und
>> meinem Sponsor auch gesagt, wie dick sie belegt sein sollen.
>
>
> Diese Bibliotheksbeamten sind nicht verantwortungsscheu, vielmehr
> scheinen sie sich ihrer Verantwortung bewußt zu sein. Sich von
> Großverlagen sponsorn zu lassen und darauf zu hoffen, das habe schon
> keine Konsequenzen, ist doch reichlich naiv. Elsevier finanziert solche
> Veranstaltung doch nicht aus reiner Mildtätigkeit!
>
> Grüße aus Magdeburg,
> Christian Hauschke
>
>
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> Christian Hauschke
> Hochschule Magdeburg-Stendal
> Bibliothek
> Tel.: 0391 / 886-4795
> email: christian.hauschke _at__ bibliothek.hs-magdeburg.de
>
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>
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