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Re: Suchmaschine SCIRUS



On 5 Nov 02, at 18:46, Klaus Graf wrote:

> Daher schrieb ich, Ziel muesste eine Rueckfrage an den
> Benutzer sein, was er wuenscht.
>
Dazu muesste das Programm erst einmal erkennen, dass eine Situation mit zwei oder
mehr "Diskursen" vorliegt.

> Die Koexistenz zweier Diskurse ist eine empirische Frage, die aber
> vielleicht durch Algorithmen, die auf Linkgemeinschaften basieren,
> nachvollzogen werden kann.
>
Ja, vielleicht.

> Eine solche Gruppierung ist doch auch nichts anderes als das Clustering,
> was manche Suchmaschinen bereits anbieten.
>
Sie meinen, zum Wort "Mittelalter" gaebe es dann zwei Cluster? Denkbar, aber wie
soll ein Programm diesen beiden Clustern irgendeine qualifizierende Benennung wie
"wissenschaftlich" oder "populaer" zuordnen? Das muesste es ja, um dem Nutzer
eine sinnvolle Frage stellen zu koennen. Es gaebe, auf's Ganze gesehen, unendlich
viele Qualifizierungen von Clustern. Algorithmisch ist da wohl nichts zu machen.

> Anders als beispielsweise bei der Eingabe von "Stadtpatron" handelt es
> sich bei der Einwort-Suche Mittelalter um eine hinreichend globale
> Fragestellung.
Ja, aber wie kann das festgestellt werden? Nur durch die Zahl der potentiellen
"Treffer"? Wie hoch waere eine solche Grenze? Denn "hinreichend global" ist kein
Indikator, der irgendwo an den Daten abzulesen waere.

> Und in einem solchen Fall waere die Suchmaschine gut
> beraten, eigene oder fremde thematische Verzeichnisse in das Ranking mit
> einzubeziehen.
>
Also festzustellen, dass "Mittelalter" ein Wort ist, das als Rubrik oder
Ueberschrift in so einem Verzeichnis vorkommt.

> Leider stelle ich in meiner Uebung fest, dass kaum Kenntnisse ueber
> thematische Verzeichnisse verbreitet sind.
... und kaum Kenntnisse ueber Bibliothekskataloge und und und
Aber die Erwartungen an die Leistungen der Elektronik sind dafuer umso hoeher
gespannt. Anscheinend in einem umgekehrten Verhaeltnis.

>
> Es mag ja didaktisch richtig sein, dass Herr Eversberg darauf verweist,
> wie "dumm" Suchmaschinen eigentlich sind, aber ich denke nicht, dass
> seine Ausfuehrungen unwidersprochen bleiben muessen.
>
Sie meinen, sie sind doch nicht dumm?

> Wenn Suchmaschinenbetreiber sich entscheiden wuerden, staerker auf
> thematische Verzeichnisse zu setzen, dann waere es ganz egal, ob es auf
> der Seite des Mittelalters heisst oder das Mittelalter.
Voellig klar, aber die Verzeichnisse scheitern ja schon laengst an der Masse des
Materials und den hohen Kosten der Bearbeitung. Google waere wohl sonst nicht
entstanden.

> Eine
> Metadatenerschliessung kann ja auch von dritter Seite erfolgen, auch
> wenn es natuerlich sinnvoll ist, dass die Webmaster selbst Metadaten
> festlegen.
Theoretisch ja, praktisch hat sich das noch nicht erwiesen. Auch abgesehen vom
Missbrauch koennte man sich da anscheinend auf wenig verlassen.

> Ein schlagendes Beispiel sind die genannten MGH: dort heisst es auf der
> Startseite kein einziges Mal Mittelalter. Google koennte ohne weiteres
> formal festlegen: Wenn es zu der Suchanfrage eine Kategorie im
> thematischen Verzeichnis gibt, stelle sicher, dass die erste Seite in
> der Ranking-Reihenfolge unter den top ten der Ergebnisliste ist. Ob
> Google das möchte, ist eine andere Frage - sie hat nichts damit zu tun,
> was derzeit machbar ist.
>
Das hoert sich zwar machbar und plausibel an. Es wuerde aber nur die relativ
wenigen Woerter betreffen, die in den Kategorien des Verzeichnisses vorkommen.
Aber es koennen viele Anfragen kommen, z.B. Zuenfte, Ordensgeschichte,
Leibeigenschaft, Aberglaube, Hexenwahn, Stadtpatron usw.usf., die ueber eine
Seite wie die von Jenks gut bedient waeren, aber die nicht als Woerter dort oder
in dem bewussten Verzeichnis stehen. Da kommt dann sonstwas.
Fuer den Nutzer entsteht also ein diffuser Eindruck: manchmal kommt ein
erstaunlich guter Hinweis, manchmal aber nicht. Es gaebe eine gewisse
Verbesserung, aber wohl keine sehr grosse. Vielleicht wuerde sie aber reichen,
die kaum vorhandene Lern- und Denkbereitschaft der Nutzer weiter zu verringern.

Aber im Ernst:
Dazu muesste das Vokabular der Verzeichnisse stark ausgebaut, sehr gut
durchdacht, differenziert nach "Diskurs"-Bereichen und staendig gepflegt werden,
in mehreren Sprachen. Kommt uns das nicht bekannt vor? Das schaffen ja sogar wir
nicht...

B.E.


Bernhard Eversberg
Universitaetsbibliothek, Postf. 3329,
D-38023 Braunschweig, Germany
Tel.  +49 531 391-5026 , -5011 , FAX  -5836
e-mail  B.Eversberg _at__ tu-bs.de


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