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Re: AW: Ein einziges Eingabefeld



On Fri, 9 May 2003, Bernhard Eversberg wrote:

> Informationssuche ganz einfach ist. Wir wissen, dass es das nicht ist und
> *sollten* es daher nicht suggerieren.
> Aber noch wichtiger: es gibt signifikante Unterschiede zwischen Katalogen und
> Suchmaschinen (muss ich das Papier nochmal zitieren?), und wir tun gut daran,
> diese nicht zu verwischen, sondern herauszustellen. Kataloge muessen eine
eigene, nicht verwechselbare Identitaet bekommen. Werden sie als "sowas wie
eine Suchmaschine" wahrgenommen, sind die Unterschiede noch schwerer zu
vermitteln. Wahre Benutzerfreundlichkeit versucht, zur Vielfalt der
Moeglichkeiten hinzufuehren, zum Mitdenken anzuregen, und nicht zu
suggerieren, Denken sei unnoetig.


Liebe Liste,
Herr Eversberg bringt die Diskussion aus meiner Sicht auf den Punkt. Je
laenger ich ueber das Konzept von Herrn Seiffert nachdenke, um so
skeptischer stehe ich ihm gegenueber. Ich wage deswegen eine Gegenthese,
die besagt, dass das "Einschleusen" von bibliographischen Daten in
Suchmaschinen und das Verwischen der Unterschiede von Suchmaschinen und
Bibliothekskatalogen unter den gegebenen Umstaenden

- Nutzer eher von Bibliotheksangeboten entfremdet ("ist doch eh alles in
Google!")
- die Nutzbarkeit von Suchmaschinen herab-, die Verwirrung seitens
der Anwender heraufsetzt (was ist, wenn das Beispiel
Schule macht - gesetzt den Fall, dass Suchmaschinen solche Seiten nicht
ausblenden: Haben wir es dann nicht bald mit Unmengen von
unstrukturiertem "Datenmuell", inkl. Dubletten usw. Hunderter von OPACs zu
tun? Vom Problem des Rankings mal ganz abgesehen...)
- Vermittlung von Informationskompetenz erschwert und nicht erleichtert


Hinter diesem Ansatz scheint fuer mich ein Leitbild zu stehen, dass
zutiefst widerspruechlich ist: Die Idee naemlich, man koenne mit der
denkbar einfachsten Herangehensweise die denkbar genauesten, meist gesuchten
und besten Informationen gewinnen. Fuer gute Ergebnisse brauche ich aber auch
gute Techniken (jedenfalls bei groesseren Datenmengen) und beim Anwender
wenigstens ein Minimum an Wissen/Engagement, was ich wie per Retrieval
erzielen kann.
Das Einschleusen bibliographischer Daten in Suchmaschinen verschiebt daher nur
das Problem. Wenn Nutzer die Beschaffung von Informationen und im besonderen
von Literatur nicht mehr in erster Linie mit Bibliotheken assoziieren, ist das
in der Tat alarmierend. Wenn es denn ein "Trend" ist, sollten wir ihm
jedoch nicht begegnen, in dem die Schwierigkeiten und Anstrengungen an
gehaltvolle Informationskost zu gelangen, ausgeblendet werden. Es ist
nicht einfach, die jeweils genau gewuenschte Information zu ermitteln und
zu beschaffen! Und das liegt nicht allein an zugegebenermassen haeufig
schlecht gestalteten Suchoberflaechen.


  Mit freundlichem Gruss

   Mario Kowalak

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