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Re: "Titelblatt-Generator" / E-Diss.



Hilberer schrieb:
> > Ich finde es bedauerlich, dass durch Ihre Bemerkungen der Eindruck
> > erweckt wird, als lohnten E-Dissertationen die Muehe nicht, die darauf
> > verwandt wird. Grundsaetzlich habe ich nicht den Eindruck, dass
> > ueberwiegend schlechte Arbeiten als E-Diss. veroeffentlicht werden.
>
> Lieber Herr Graf,
> diesen Eindruck wollte ich nicht erwecken!
> Und natuerlich sind die medizinischen keinesfalls mit, sagen wir: den
> philosophischen :-), zu vergleichen.
> Aber einig sind wir uns sicher darin, dass E-Diss. grundsaetzlich
> weder schlechter noch besser sind als gedruckt publizierte - weshalb
> sie weder mit mehr noch mit weniger Aufwand in Bibliotheken behandelt
> werden sollten als andere Erwerbungen.
> Und deshalb verstehe ich das Dublin-Core-etc.-Gedoens ueberhaupt
> nicht.

Die weit verbreitete Übereinstimmung im Negativ-Urteil über Dissertationen
insbesondere medizinische Dissertationen kann ich beim besten Willen nicht
teilen.
Nur weil Dissertationen oft sehr eng begrenzte Themen haben, damit  man
innerhalb dieser Begrenzung weiter in die Tiefe der Problematik eindringen
kann,
sind sie im Verlagswesen zwar oft nicht publizierbar, aber deswegen doch
nicht
qualitativ minderwertiger als Bücher des Verlagswesens. Im Gegenteil, gerade
in der Medizin erscheinen viele Teile auszugssweise in den
Spitzenzeitschriften
der Welt.

Im Gegensatz zu "den philosophischen :-)" Dissertationen steht auch meist
sehr
viel mehr Geld dahinter (Assistenz und Hochtechnologie), die sich nicht
selten
in entsprechender Spitzenforschung niederschlägt. Immerhin war es auch die
Medizin, die zuerst in der Lage war, über Retrievalsysteme wie Medlars,
Embase, Biosis, Scisearch den Stand der Wissenschaft online zu
recherchieren.
Das war sicher nicht folgenlos für die Qualität dieser Dissertationen.

Es ist richtig, dass die DFG bei den ersten Bemühungen zur Digitalisierung
der
Dissertationen abgewinkt hat, weil man auch dort die Geringschätzung der
Allgemeinheit teilte. Ich befürchte auch, dass man die digitale Erfassung
dieses
Teils der Literatur in den Bibliotheken förderte, weil man dachte, hier am
wenigsten falsch machen zu können. Das ist aber ein großer Irrtum. Weil
viele
der Publikationen in Zeitschriften nichts anderes sind als teilweise
Kurzfassungen dessen, was in den Dissertationen sehr viel ausführlicher
und überprüfbarer erschienen ist.

Ansonsten bin ich der Meinung,
dass das laufende Sammelsurium an Formaten, wie
DOC, PDF, PS, TEX, HTML, ... für eine digitale Archivierung katastrophal
ist. Man erlaubt es sich auch nur, weil man noch immer der Fehleinschätzung
unterliegt, die eigentliche Archivierung geschehe im ausgedruckten Format.
Dies ist aber in vielen Fällen nur noch eine von verschiedenen
Ausgabeformen.
Das gedruckte Buch ist heute keine Archivform mehr, es ist nur noch eine
von mehreren Ausgabeformen dessen, was in einem Rechner steht. Ansonsten
kann z.Z. nur mit SGML sinnvoll digital archiviert werden, weil nur
ASCII-Dateien Hardware- und Betriebssystemunabhängig sind.

Mit deutschen digitalen Dissertationen in SGML könnten wir endlich auch
einen
höchst leistungsfähigen deutschen Science Citation Index automatisch
erzeugen!

MfG

Umstätter





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