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AW: Bildungsstandards - mit Bibliotheken nichts zu tun?



Liebe Kolleginnen und Kollegen,
 
> > Koennte mit "Medien" nicht einfach nur das allgegenwaertige Fernsehen gemeint sein? 
> Nein. Die Gutachter haetten sonst glatt das Thema verfehlt. (Das sind alles Professoren, Himmel nochmal!)
Professor - das neue Guetezeichen fuer absolute Unfehlbarkeit? Also bitte!
> "Pisa" dreht sich u.a. um die Faehigkeit, mit Verstaendnis zu *lesen*, genau da 
> zeigte sich in Deutschland ein empfindliches Defizit.
> Das lernt man m.E. am besten durch LesenLesenLesen,
Zustimmung. Ob jedoch alle diese Professoren selber solche grossartigen Leser sind, weiss ich allerdings auch nicht.
> soviel man kann und mehr als man sich selber kaufen kann.
Nun, man kann sich auch mehr kaufen, als man Zeit hat zu lesen.
Meineserachtens zaehlt hier nicht nur die Quantitaet, sondern auch die Qualitaet der Lektuere. Ich kann zwar jeden Tag "Bild" bzw. "Blick" lesen, bin mir aber sicher, dass zur Foerderung des Verstaendnis von Texten die taegliche FAZ oder NZZ mehr bringt. Die haben da quasi einen hoeheren Trainingseffekt. Bei den Boulevardblättchen erhoeht man eher die Verdummung.
> Aber andere moegen das anders sehen und moegen daher auch keine Rolle fuer Bibliotheken erblicken. 
Diese anderen gibt es aber leider auch unter den "Sachverstaendigen".
Die ganze Thematik haengt ja auch damit zusammen, dass Schulunterricht in vielen Augen nur gut ist, wenn er Spass macht. Das Schule Arbeit bedeutet, spielt keine allzugrosse Rolle mehr. Es ist ein grosses Stueck Arbeit, Lesen zu lernen und es verlangt auch Arbeitseinsatz, diese Fähigkeit nicht nur rudimentaer zu erhalten, sondern zu vertiefen, genauso, wie ein erlerntes Musikinstrument. Spass an der Sache gewinnt man meist doch eher, wenn man eine Fertigkeit beherrscht. Bis man so weit ist, das verlangt halt doch einiges von einem ab. Und genau in diese Hauptsache-es-macht-Spass-Rolle werden neben den Schulen die Oeffentlichen Bibliotheken gedraengt, die ja neben den Schulen, fuer uns Bibliothekare zumindest, das zweite Standbein der Bildung von Kindern und Jugendlichen sind. Man muss sich auch fragen, ob sich (Oeffentliche) Bibliotheken richtig positionieren, wenn sie Chat-Veranstaltungen anbieten und dafuer auf Kurse fuer gezielte Suchstragien im Internet verzichten. Wenn man das vernachlaessigt, dann fehlt natuerlich auch die Grundlage, um zu verstehen, dass das eine Eingabefeld vom Web-OPAC eben nicht mit dem von Google identisch ist. Aber, Kommunen sind nunmal heutzutage mehr daran interessiert, ihre oeffentlichen Bibliotheken in eigenstaendig wirtschaftende GmbHs oder aehnliches umzuwandeln, und verstehen diese nicht mehr als grundlegende Kultur- und Bildungseinrichtung fuer ihre Bevoelkerung, die eben etwas kostet, ebenso wie man ein Strassennetz braucht, das auch direkt keine Einkuenfte bringt.

Einen schoenen Freitagnachmittag aus Bern wuenscht
Bernd Martin Rohde
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Bernd Martin Rohde, Dipl.-Bibl. (FH)
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