[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

AW: Bildungsstandards - mit Bibliotheken nichts zu tun?



Sehr geehrter Herr Eversberg, 
Es scheint mir, dass hier aneinander vorbei diskutiert wird. Das Problem ist
doch wohl die Diskrepanz zwischen Selbstverständnis der Bibliotheken und
ihre Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit, bezw. der Entscheidungsträger und
das muss man selbstkritisch sagen - auch der Auffassung einiger
Bibliothekare von ihrem Beruf! Ich kann Ihnen ja nur zustimmen: Inzwischen
reicht es nicht mehr, als Bibliothekarin dafür zu sorgen, dass "das Buch an
den Kopf stosst", sondern die Devise heisst: Lesen, Lesen, Lesen und sei es
im Internet! (Und Denken, Denken, Denken fordert die Pisa-Studie ja auch!)
Einige in der Gesellschaft haben das kapiert. Der Presse ist zu entnehmen,
dass der Buchhandel wieder Lichtstreifen sieht - dank Elke Heidenreichs und
des Fernsehens! Die Bibliotheken spielen zumindest in der oeffentlichen
Debatte eine marginale Rolle, die KollegInnen haben das schon wortreich
beklagt ... Woran das wohl liegt? Oder anders gefragt, warum benutzen in
Großbritannien  um die 50% der Bevoelkerung die "Public Library" ?... Die
Antwort waere eine Diplom-Arbeit, denke ich. Aber EIN Grund fuer die
"Misere", meine ich, ist, dass wir BibliothekarInnen die Öffentlichkeit
scheuen, so gute Gelegenheiten, wie die IFLA-Tagung in Berlin, die
Frankfurter Buchmesse einfach nicht hinreichend wahrnehmen. Maya Angelou,
die amerikanische Schriftstellerin, hat die Bibliothekarinnen auf deren
Kongress bedauert und gemeint, Bibliothekare waeren "the most abused", uns
aber Mut gemacht, uns zu wehren!
Mit freundlichen Gruessen, 
Luise von Loew
Muenchen 

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Bernhard Eversberg [mailto:ev _at__ buch.biblio.etc.tu-bs.de] 
Gesendet: Freitag, 11. Juli 2003 12:35
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: Re: Bildungsstandards - mit Bibliotheken nichts zu tun?


On 9 Jul 03, at 18:46, Martin Bucher wrote:

> On Tue, Jul 01, 2003 at 10:10:35AM +0200, Bernhard Eversberg wrote:
> > "Umgang mit Medien" - das koennte auf einen gewissen Stellenwert von 
> > Bibliotheken im Bildungssystem schliessen lassen: bieten sie doch 
> > Orientierung in der Medienvielfalt und ueberhaupt den Zugang zu 
> > wichtigen Medien, ohne den die Lesefaehigkeit nichts nuetzt.
> 
> Koennte mit "Medien" nicht einfach nur das allgegenwaertige Fernsehen 
> gemeint sein?
> 
Nein. Die Gutachter haetten sonst glatt das Thema verfehlt. (Das sind alles
Professoren, Himmel nochmal!) "Pisa" dreht sich u.a. um die Faehigkeit, mit
Verstaendnis zu *lesen*, genau da 
zeigte sich in Deutschland ein empfindliches Defizit.
Das lernt man m.E. am besten durch LesenLesenLesen, soviel man kann und mehr
als 
man sich selber kaufen kann. Aber andere moegen das anders sehen und moegen
daher 
auch keine Rolle fuer Bibliotheken erblicken. 

B.E.


Bernhard Eversberg
Universitaetsbibliothek, Postf. 3329, 
D-38023 Braunschweig, Germany
Tel.  +49 531 391-5026 , -5011 , FAX  -5836
e-mail  B.Eversberg _at__ tu-bs.de  


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.