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Re: Google sucht nach Büchern und Google-Spamming



On 18 Dec 03, at 9:35, Sebastian Wolf wrote:

> Überhaupt wird bei allgemeinen Suchanfragen Google immer
> unbrauchbarer. In meinen Suchdienste-Schulungen hatte ich bisher z.B.
> als  Suchbeispiel in Google nach einem Rezept für einen
> Schokoladenkuchen gesucht.
So abwegig ist das nicht, dergleichen wird tatsaechlich dauernd gemacht.
Zu bedenken sind allenfalls ein paar Nebenwirkungen, die irgendein
Unverbesserlicher nicht ganz ungesagt lassen sollte:

Es schwindet die Bereitschaft, fuer die Beschaffung von Information (ganz
egal
was fuer welcher) noch mehr als einen Finger (den fuer die Maustaste) krumm
zu
machen. Und weil Suchmaschinen kostenlos sind, schwindet auch das Bewusstsein
oder entsteht gar nicht erst, dass brauchbare Information einen Wert
darstellt
und damit jeder Respekt vor geistiger Leistung und geistigem Eigentum. Und
weil
der Suggestion geglaubt wird, die Suche nach Information koenne ganz leicht
sein,
schwindet oder bildet sich gar nicht mehr die Kulturtechnik der Findigkeit
und
der geschickten Ausnutzung von Wissensressourcen aller Art, incl.
Bibliotheken
und bis hin zum eigenen Buecherbrett, wo ja vielleicht ein Kochbuch steht.

Es waechst aber auch was, und zwar die bedenkenarme Bereitschaft, sich
informationslogistisch abhaengig (und damit unmuendig) zu machen von
scheinbar
philanthropischen Diensten, die scheinbar grenzenlos Freibier ausschenken.
Dieser Megatrend, ich kann mir nicht helfen, koennte irgendwo seine Nachteile
haben (und u.a. unserer Profession nicht recht entgegenkommen) - aber
vielleicht
ist das wirklich allzu kulturpessimistisch und wir sollten kraftvoll mit dem
Strom schwimmen. Goethe (immerhin unsere Nr. 7) hat's aber schon kommen
sehen:
das damals einsetzende Zeitalter der Ungeduld, die um sich greifende
Beschleunigung der menschlichen Betriebsamkeit ("alles veloziferisch") war
ihm
suspekt. Siehe dazu:
http://www.perlentaucher.de/buch/13581.html
Aber schon weit frueher hatte Altbibliothekar Herzog August die Devise:
"Alles
mit Bedacht". Und C.F. Gauss (Nr. 89): "Weniges, aber Reifes!". (Hm, werde
wohl
mein eigenes Web-Angebot mal streng sichten muessen...)

Und weiter schreibt Wolf:
>
> ... stelle ich die These auf: Wer bei
> allgemeinen Anfragen wirklich relevante Treffer haben möchte, sollte
> Google in Zukunft meiden und ist bestens bei anderen Suchmaschinen,
> ... aufgehoben.
>
... wenn er/sie denn verlernt hat, Rezepte in Kochbuechern zu suchen.

Es KANN nicht mehr lange dauern, bis das Freibier alle ist und jede Google-
Abfrage 1 EURO kostet. Das wird interessant.

B.E.


Bernhard Eversberg
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