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RE: R-Reform: heute Entscheidung



Sehr geehrter Herr Umstätter,

> Ihr Punkt: 'dass nun in den Datenbanken BEIDES drin ist, "nichtlinear"
> und "nicht linear".',
> ist richtig, lässt sich aber bei der Dynamik einer Sprache
grundsätzlich
> nicht vermeiden.

Als Nichtbibliothekar mag ich mich in Ihre hoch interessante Diskussion
gar nicht unmittelbar einmischen, als Linguist aber doch zumindest
anmerken, daß die Rechtschreibreform ganz und gar nichts mit der Dynamik
der deutschen Schriftsprache zu tun hat, vielmehr auf dem grundlegenden
Mißverständnis basiert, Rechtschreibregeln könne man ändern wie die
Straßenverkehrsordnung.

Grundlegend nicht verstanden zu haben, mit welchem Regeltyp wir es in
einer Schriftsprache zu tun haben, das ist dieser Kommission vorzuwerfen
- und in der Wissenschaft auch hinreichend diskutiert. Leider waren
Wissenschaftler in der Kommission ebenso rar gesät wie Bibliothekare,
Schriftsteller und sonstige Intellektuelle.

Das - bibliothekarisch betrachtet - Schlimme an der ganzen Sache ist
dabei, daß diese Reform sich schlichtweg nicht durchsetzen wird. Sie
wird von der Gemeinschaft der Schreibenden, bei aller didaktischen
Anstrengung, ganz offensichtlich nicht akzeptiert. Halten werden sich
vielleicht einige Änderungen der Wortschreibung (über dieses Register
der Orthographie diskutieren Sie zwei die ganze Zeit über und sie ist
auch sicherlich - retrievaltechnisch - der entscheidende Punkt), aber in
Hinsicht auf die Zeichensetzung, Groß- und Kleinschreibung sowie die
Getrennt- und Zusammenschreibung gebe ich dieser Reform - jenseits aller
Beschlußlagen einer ebenso inkompetenten wie überforderten KMK - eine
Halbwertszeit von 10 Jahren. Dann ist sie vom Tisch.

Beste Grüße,
Kay Heiligenhaus


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.