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AW: "Bibliothekare zur R-Reform"



Liebe Frau Müller-Kaspar,

> Nur: Was wird bei einer Ruecknahme der Reform angesichts einer so
> grundsätzlichen Front gegen die Reform geschehen?
> Werden die sinnvollen Dinge nicht gleich wieder mit gekippt werden?

Das Schöne - jenseits aller Reformdebatten - an der Orthographie ist
doch: Sinnvolle Dinge konnte man immer schon machen. Und sie waren
manchmal sogar stilbildend. Den Duden haben nur Deutschlehrer/innen und
Sekretäre/innen in jeder Hinsicht ernstgenommen - und dennoch konnten
wir mit einiger Sicherheit so schreiben, daß man uns versteht.

Als ich noch an der Hochschule gearbeitet habe und plötzlich ein Erlaß
vom Wissenschaftsministerium (samt Rechtschreib-Diskette) auf meinem
Schreibtisch lag, der mich verpflichtete, nun nur noch nach dem
Amtlichen Regelwerk zu schreiben, habe ich mich schlappgelacht und
gedacht: Kriege ich jetzt ein Disziplinarverfahren an den Hals, wenn ich
meine Seminarankündigungen so schreibe, wie ich's für richtig halte?

Meine diesbezüglichen renitenten Tests sind aber anscheinend den
Ministerialbeamten in Düsseldorf nicht mal aufgefallen. Ich bin somit
ganz ehrenhaft aus dem Staatsdienst entlassen worde. Aber vielleicht
hat's ja noch ein Nachspiel, nachdem ich das hier so freihmütig
eingestanden habe...

Beste Grüße,
Kay Heiligenhaus


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