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Re: Che Miseria



In der Tat Che miseria. Aber vielleicht doch anders. Die Kritik des Egoismus wird dann berechtigter, wenn man sie dahingehend interpretiert wird, dass bislang Bibliotheken die Herausforderung der Literatur-/Informationsversorgung häufig nur aus ihrer Perspektive sehen. Das elektronische Umfeld bietet aber für Wissenschaftlern (und Studs) eine Fülle an Alternativen und Selbstorganisationsformen an. Einfach wissenschaftliche Intereressen mit denen der Bibliotheken gleichzusetzen (wie ich es aus Frau von Löws Statement lese), wird wohl nicht mehr gehen. Wenn es bessere (wie immer auch das definiert wird) Wege gibt, an benötigte Informationen heranzukommen, hört die Solidarität mit den Bibliotheken sehr schnell auf. Man wird zur Kenntnis nehmen müssen, dass zumindest in technischeren, nw Umgebungen Wissenschaftler offenbar gut ohne direkten Bezug zu ihrer Bibliothek leben können (aber wohl kaum ohne bibliothekarische Leistungen). Das Szenario, dass bei Durchsetzen der jetzigen Urheberrechtsformulierungen in §§52 und 53 kommerzielle Massenmärkte entstehen werden (vermutlich mit dann entsprechend subito vergleichbaren niedrigen Gebühren), ist aus vielerlei Gründen nicht wünschenswert. Daher macht Herrn Grafs verschiedentliches Insistieren, dass man das Problem der Informationsversorgung nicht aus zu enger bibliothekarischer Brille sehen möge, durchaus Sinn. Open Accesss Initiativen, Creative Commons, Direktpublikation (im Sinne Harnads), WissenschaftsServer (Math., Phys etc.), Vascoda, ... auf der einen Seite, aber durchaus auch SpringerLink, CrossRef, .... auf der anderen Seite. Wir sollten alle Frau Beger dankbar sein, dass sie die Interessen der Bibliotheken und ihrer Nutzer so stark und partiell auch erfolgreich einbringt (und versuchen auf sie einzuwirken, wenn man Kritik daran zu üben hat). Aber das ist nicht alles, was Wissenschaftler selber angeht. Dort ist die Plattform das Urheberrechtsbündnis (und es ist ja auch kein Zufall, das, entgegen den Anmahnungen von Frau von Löw, so viele Bibliothekare zögern, die Göttinger Erklärung zu unterschreiben). Sollten Sie aber dennoch, denn die Bibliotheken und Bibliothekare sollten da noch mehr als jetzt schon mitmischen (Frau Beger ist ja dabei), auch wenn die Interessen nicht immer einheitlich sind.
RK


Löw Luise von wrote:

Bringt uns das in der Sache weiter? Wohl kaum! (Herrn Grafs Teilnahme an der Sitzung "Recht" dann schon eher!) Empörender ist doch der Angriff Herrn Grafs auf die Bibliothekare, denen er Egoismus vorwirft! Wie kann der Einsatz fuer die Benutzer der Bibliotheken "egoistisch" sein? Und welche wissenschaftliche Organisation hat denn keine Bibliothek? Also das "Privileg" der Bibliothek, waere doch auch das Privileg des Wissenschaftlers! Che miseria!
Luise von Loew
Muenchen

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