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Re: [InetBib] Berufsbild: "Bibliotheksmanager"?!



Guten Morgen,
ein sehr interessantes Thema finde ich.
Was ist Bibliotheksmanagement? Ein Label. Ich finde auch ein gutes Label. Denn 
es betreiben der ein oder andere
Kostensparer oder Politiker immer noch mit dem ohnehin nie stimmigen Bild des 
staubigen Bibliothekars, der im kulturellen
Nirvana herumschwirrt, ihre Steurungspolitik. Manche Bibliotheksleiter, die ich 
so kenne, könnten aber eher genauso gut
Verleger sein, bei den Kenntnissen, die sie so über den Medienmarkt haben...und 
wären dabei noch dazu kulturell engagiert.
Somit  muss dieses alte Bild des Verstaubten korrigiert werden und zwar nicht 
durch Lamentieren, dass die Kultur oder Bildung
untergeht, sondern mit genau den gleichen Mitteln, wie sie in diesem Procedere 
von der anderen Seite benutzt werden. (leider..).
Dabei gilt es vorsichtig mit den Bewertungen bzgl. Qualifikation etc. 
umzugehen. Wenn man sagt, der mit A12 macht es besser
als der, der mit A14 von nichts eine Ahnung hat...freut sich ein Minister und 
spart eine Stelle ein. Dann steht in der Zeitung, dass
Steuergelder gespart wurden. Viel mehr geht es also darum, Qualifikationen 
auszubilden, ihre Bezahlung! zu sichern,
Durchlässigkeiten des Systems zuzulassen, die auch den Talenten aus dem m.D. 
und g.D erlauben, sich "nach oben" zu
arbeiten, denn in der Tat gibt es hier hervorragende Leute.
Ich finde, dass unsere Verbände hier gute Arbeit (z.B. das neue 
Kompetenznetzwerk...) leisten und dass es auch in der
bibliothekarischen Ausbildung hervorragende Beispiele gibt wie man 
betriebswirtschaftliche Betrachtungsweisen sachgerecht
auf das weite Feld des Bibliothekswesens übertragen kann (und eben nicht 
sachfremd überstülpt ... auch Betriebswirte können
"betriebsblind" sein, wenn sie ohne Kenntnis des Produktes, seiner Kundschaft 
und der Strukturen des Systems Bibliothek nur
noch Kostenrechnung betreibend Gefahr laufen, das Schiff auf Grund setzen.- 
Bong - ich verfolge mit einigem Entsetzen die
völlig abwegige Entwicklung aus einer Bibliothek ein Unternehmen zu machen, das 
Gewinne erzielen soll. Hier fehlt einigen
schlichtweg der Begriff vom "öffentlichen Interesse".).
Die Fortbildungsaktivitäten der Verbünde, oder z. B. die Reihe 
Bibliotheksmanagement der Weiterbildung aus der FU Berlin
sind Beispiele, "das Label" "Wirtschaftlichkeit" in die Öffentlichkeit zu 
bringen und gleichzeitig wissenschaftliche und
fachgerechte Managementkenntnisse zu vermitteln.
Ein schönes Wochenende.

Datum:          Fri, 31 Mar 2006 08:51:37 +0200
Von:                    "Jochen Dudeck" <plainjochen@xxxxxxxxx>
An:                     "Internet in Bibliotheken" <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Betreff:                Re: [InetBib] Berufsbild: "Bibliotheksmanager"?!
Antwort an:             Internet in Bibliotheken <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
        <mailto:inetbib-request@xxxxxxxxxxxxxxxxxx?subject=unsubscribe>
        <mailto:inetbib-request@xxxxxxxxxxxxxxxxxx?subject=subscribe>

Hallo liebe Liste,

ich würde sogar noch etwas weiter gehen als Kollege Steinmetz. Aber
vielleicht zur Einstimmung: in der Stadtverwaltung Nordenham (28000 EW, ca
230 MA) gibt es inkl. Bürgermeister ganze vier Stellen des höheren Dienstes.
Unser Kämmerer verdient A12 und macht gute Arbeit. Hier scheinen mir die
Maßstäbe etwas verrutscht.

Wenn man so herumkommt wie, bekommt man viel erzählt von teuren
Fehlentscheidungen beratungsresistenter Führungsetagen. (Und das gilt auch
für die Privatwirtschaft!!)
Kein Generalverdacht nein, aber vielleicht lässt sich doch die These
formulieren, dass ausgeprägte Hierarchien selbst ein Kostenfaktor sind, und
zwar nicht nur in Bezug auf Personalkosten. Und das ist kein persönliches
(auch), sondern ein systemisches Versagen.
Wahrscheinlich funktionieren Hierachien bei komplexen Zusasmmenhängen
ziemlich schlecht. Da gibt es ja auch eine breite Diskussion.

Die Gleichung "hohe (akademische!) Qualifikation = Führungskraft, die per se
richtige Entscheidungen trifft" ist einfach lachhaft, wie jedeR weiß, der
nur über einigermaßen Berufserfahrung verfügt.

Beispiel aus dem Sozialbereich. Viele Spitzenverwaltungen und Schulbehörden
weigern sich strikt, die realen (sozialen) Probleme vor Ort wahrzunehmen.
Ich kenne nicht nur einen Schulleiter, der zu hören bekam, dass wenn "er
noch mal das Maul aufmache, er sich in der Walachei wiederfinden werde"
(natürlich juristischer formuliert...). Die  Probleme verschwinden durch die
systematische Verleugnung natürlich nicht, sondern wachsen bis zur
Unlösbarkeit heran. In extremen Fällen (siehe aktuell die Berliner
Hauptschule) bleibt den Betroffenen nichts mehr anderes als "Whistleblowing"
(Risikokommunikation ist in internationalen Organisationen inzwischen
Thema), der Gang an die weitere Öffentlichkeit. Wofür sie natürlich
gemaßregelt werden.

Mit freundlichen Grüßen

Jochen Dudeck
Stadtbücherei Nordenham
Tel. 04731/923210
Weblog: http://stadtbuecherei-nordenham.de/wordpress  <== NEU!
Email: plainjochen@xxxxxxxxx


Annette Kustos
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Museumsmanagement
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