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[InetBib] Weimarer Monographien Digital - kritisch geprueft



Die neu praesentierten Digitalisate (ueber 160 Werke) aus
dem historischen Buchbestand der Herzogin Anna Amalia
Bibliothek Weimar sind unter
http://ora-web.klassik-stiftung.de/digimo_online/digimo.entry
zu finden.

Ein erster Blick laesst Maengel des neuen Angebots
erkennen, das in dilettantischer Weise bestehende Standards
ignoriert. In Anlehnung an 
http://wiki.netbib.de/coma/GermanistikTexte
und in Weiterentwicklung dieser Checkliste fuer
Faksimile-Digitalisate soll das Angebot im folgenden
kritisch geprueft werden.

* Existiert eine OAI-Schnittstelle bzw. ist diese
angegeben?

Offenbar nein. Damit koennen die Digitalisate - anders als
die Produkte des MDZ - nicht im OAIster gefunden werden.

* Gibt es eine für Suchmaschinen zugängliche Liste der
Werke?

Ja. Die Werke sind anders als in Wolfenbuettel nicht nur im
OPAC verzeichnet.

* Existiert eine einfache, dauerhafte Internetadresse (auch
für einzelne Seiten) und wird diese als Zitierempfehlung
deutlich sichtbar vermerkt?

Nein. Das ist insofern nicht hinzunehmen, als die UB
Heidelberg und die HAB Wolfenbuettel seit geraumer Zeit
vormachen, wie man dieser Forderung nachkommen kann. Die
Weimarer Adressen sehen z.B. so aus:
http://ora-web.swkk.de:7777/digimo_online/digimo.entry?source=digimo.Digitalisat_anzeigen&a_id=1478

Einzelne Seiten koennen nur mit der Adresse der Bilddatei
verlinkt werden.
http://ora-web.swkk.de:7777/img-digimo/jpeg_mittel/EPN_296997897/EPN_296997897_0047.jpg

* Reicht die Auflösung gescannter Abbildungen für die
übliche wissenschaftliche Arbeit aus?

Ja. Die Vergroesserungsmoeglichkeiten erlauben ein gutes
Arbeiten.

* Ist die Navigation benutzerfreundlich?

Nein. Das Navigieren in Schritten von 1, 10, 20, 50 und 100
ist gewoehnungsbeduerftig. Ein direktes Ansteuern einer
bestimmten Seite ist auch mit der Thumbnail-Vorschau, die
links aktiviert werden kann, nicht moeglich, da dort die
Seitenzahlen nicht angegeben sind.

Historische Zaehlungen sind sicher ein gewisses Problem,
das man aber nicht trotzdem intelligent bewaeltigen
koennte. Im Prinzip sollte es moeglich sein, durch Eingabe
einer Seitenzahl (ob roemisch oder arabisch) zur
gewuenschten Stelle zu springen.

* Ist das Navigieren anhand eines Inhaltsverzeichnisses
moeglich?

Ja.

* Sind die Inhalte der Inhaltsverzeichnisse suchbar?

Nein. Das ist natuerlich voellig inakzeptabel. Wenn man
sich schon die Muehe macht, die Inhaltsverzeichnisse zu
erfassen, sollte man sie auch suchbar machen. Das ist z.B.
in der
http://dlib-pr.mpier.mpg.de/
realisiert.

* Wird einem Faksimile-Digitalisat auch ein E-Text
beigegeben?

Nein. Gehoert sicher noch zur "Kuer", sollte aber bald
"Pflicht" werden, da z.B. die Fraktur-OCR enorme
Fortschritte gemacht hat. Ein "schmutziger" OCR-Text
koennte in einem Wiki analog zu Wikisource gemeinsam
verbessert werden.

http://de.wikisource.org/wiki/Hauptseite

* Werden gute Metadaten angegeben?

Nein. Benutzerunfreundlichkeit regiert das Feld. Da ohnehin
dankenswerterweise ein Link zum OPAC gegeben wird, haette
man in der alphabetisch organisierten Browsing-Liste einen
benutzerfreundlichen Kurztitel angeben koennen. Man muss
erst auf "weiter" klicken, um das Erscheinungsjahr des
Drucks zu erfahren.

* Werden mehrbändige Werke zusammengehalten?

Nein. Das ist generell ein Problem bei
Digitalisierungsunternehmen, dass mehrbaendige Werke nicht
angemessen repraesentiert werden.

* Wird die Offline-Nutzung durch die Möglichkeit
unterstützt, das digitalisierte Werk als PDF (oder als
Djvu-Datei oder als ZIP) herunterladen zu können?

Nein. Fuer wissenschaftliches Arbeiten ist das aber
dringend zu fordern.

* Gibt es einen RSS-Feed fuer Neuzugaenge?

Nein. Vorbilder koennten sein: das GDZ Göttingen und die
polnischen Bibliotheken, die DLibra einsetzen
http://dlibra.psnc.pl/index.php?option=com_content&task=view&id=12&Itemid=27&lang=en

* Erfolgt eine Rechtefreigabe an die Allgemeinheit bzw. zu
wissenschaftlichen Zwecken ("Open Access" oder "Creative
Commons" oder freie Lizenz), damit auch andere Projekte die
(gemeinfreien) Scans/E-Texte ohne Rückfrage verwenden
können?

Natuerlich nicht! Stattdessen liest man einmal mehr
dreisten Copyfraud: "Sämtliche Urheberrechte liegen bei der
Klassik Stiftung Weimar". Das ist besonders pikant, weil
auch Buecher digitalisiert sind, die sicher noch nicht
gemeinfrei bzw. deren Illustrationen noch geschuetzt sind.
Deutsche Bibliotheken behalten sich als die groessten
Open-Access-Heuchler vor dem Herrn gern Rechte vor, die sie
nicht haben.

Klaus Graf





 



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