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Re: [InetBib] SuMa-eV Newsletter 9-07: Bankrotterklaerung



Dirk Lewandowski
<dirk.lewandowski@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
writes:

Es ist doch nur konsequent weitergedacht: Google-Mail kann das besser
und _VIEL_ billiger, als es an den Unis gemanaged wird. Es gibt auch
andere objektive gute Gruende: das Anti-Spam Management z.B. waere bei
so einem zentralen eMail-Service effektiver. Etliche Uni-Mitarbeiter
haben bereits Zweit-Accounts bei Freemailern - was soll uns hindern,
diesen Dienst _komplett_ auszulagern?
Nichts gegen eine schöne Portion Polemik, die mag ja in
Presseaussendungen auch angebracht sein. In dieser Liste sorgt sie
für Unterhaltungswert, führt uns aber nicht weiter. Du bezeichnest
den Vergleich von Forschungsportal und anderen als "unfair" (was ich
nicht so sehe); der Vergleich zwischen dem Such- und dem Maildienst
vergleicht aber Äpfel mit Birnen (oder auch Hochhäuser mit
Dosensuppen): ich sage nur "personenbezogene Daten"...

Nun, auch Webseiten und anderes enthalten ja personenbezogene Daten.

Aus der Zeit, als ich noch Mitglied einer Universität war, kann ich
folgendes beitragen:

- Was den Mailserver angeht, so war er stets mangelhaft
  konfiguriert. Vieles ging dadurch verloren. Er war langsam und fiel
  immer wieder ganz aus. Deshalb stieg ich kurze Zeit, nachdem ich
  begonnen hatte, das Internet zu nutzen, auf GMX um. Die Ausfälle
  meines GMX-Accounts kann ich über die Jahre an einer Hand
  abzählen. Auch heute noch ist der universitäre Mailserver höchst
  unzuverlässig, wie ich höre.

- Die universitätseigene Suchmaschine war und ist unbrauchbar.
  Punkt. Wenn ich bei unserer Uni etwas suche, werfe ich also Google
  an. Metager ist mir viel zu langsam, viel zu opulent, was die
  Präsentation der Ergebnisse angeht, und viel zu unübersichtlich.

Ich verfolge die Aufklärung von SuMa e.V. über das Informationsmonopol
von Google schon länger und finde diese Arbeit auch sehr
wichtig. Genauso wichtig wäre es aber, echte Alternativen zu
entwickeln. Warum ist das so schwer? Wenn ich mir die überladene
Ergebnisseite von Metager ansehe, habe ich nicht den Eindruck, daß man
überhaupt etwas von Google gelernt hat. 

Wahrscheinlich aber geht das gar nicht, das wird der Grund sein, warum
SuMA in die falsche Richtung stößt: Wahrscheinlich kann man eine
Alternative zu Google gar nicht planvoll im Rahmen starr verfaßter
Strukturen (Universität, Verein) entwickeln.

Am Geld liegt es erst in zweiter Linie. Ich habe mittlerweile eher den
Eindruck, daß in unserem ganzen öffentlichen Apparat die Kreativität
flöten gegangen ist. Egal, wo man hinblickt, ob an den Unis oder in
der Arbeitsförderung oder in den Ministerien oder an den Schulen oder
oder oder... und jetzt fällt ihnen halt nichts besseres ein, als zu
Google oder zu GMX hin outzusourcen.

Zweite These: Wenn die Nutzer des Internet eine Alternative zu Google
bräuchten, gäbe es schon längst freie Projekte, die sich um sowas
kümmern würden, wie bei der Freien Software auch. Wenn wir die
Software Microsoft und Konsorten überlassen hätten, wären wir heute
immer noch bei "1+1=3", was höchstens bei Winword gilt. Solche
erfolgreichen Projekte kommen nicht aus Universitäten, sondern können
nur aus freien Strukturen heraus entstehen, wo man kreativ sein kann
und Spaß am Hacken hat. Wo man also weder von bornierten Pisa-Jüngern
noch vom schnöden Mammon gegängelt wird.

In diesem Sinne: Keep hacking, ;-)
Jürgen Fenn.



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