[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: [InetBib] Wie die VG Wort die Forschungsfreiheit angreifen will



Das Aktionsbündnis Urheberrechr Bildung und Wissenschaft hat gestern auf der Videokonferenz des Lenkungsausschusses vereinbart, nach Wegen zu suchen, wie die Interessen wissenschaftlicher Autoren im Zusammenhang von Google BS vertreten werden können. Skeptisch ist das Aktionsbündnis gegenüber der Absicht der VG Wort, sich zum Alleinvertreter der Autoren in Deutschland zu erklären.
Für Bildung und Wissenschaft wird es für kontraproduktiv gehalten, wenn 
über VG-Wort Lizenzen an kommerzielle Verlage vergeben werden sollten, 
so dass vergriffene oder verwaiste Werke, aber auch andere elektronische 
Versionen von Werken, wie überwiegend Bücher, gegen Entgelt auf den 
Märkten gehandelt werden. Das Interesse der Wissenschaftler/inne an 
ihren Werken ist in erster Linie so breit wie möglich rezipiert zu 
werden. Daher begrüßt das Aktionsbündnis grundsätzlich die 
Digitalisierungsaktivitäten von GBS (auch wenn das sich abzeichnende 
Google-Monopol immer bedrohlicher wirkt - aber das ist jetzt eine 
andere, wichtige Baustelle).
Die Rechte der deutschen Autoren an einer erneuten Digitalisierung ihrer 
Werke, sei es durch Eigenaktivität, durch Überlassen an einem OAR oder 
sogar einem kommerziellen Verlag, bleiben ohnehin erhalten (wenn sie 
denn noch die Rechte haben). Google hat nur exklusive Rechte an seinen 
eigenen Digitisaten. Was wir vom Aktionsbündnis gegenüber auf jeden Fall 
erreichen wollen, ist, dass für die Nutzung der digitalisierten Werke 
keine Gebühren verlangt werden. Das Aktionsbündnis wird in den nächsten 
Tagen und Wochen nach entsprechenden Wegen suchen, um möglichst viele 
Wissenschaftler/innen über die Situation zu informieren und, eventuell 
zusammen mit Googlee-Deutschland, eine Alternative zu den VG-Wort-Plänen 
für Bildung und Wissenschaft aufzubauen. Hier hat ja Klaus Graf schon 
einige konzeptionelle Vorarbeit geleistet. Aber Vorschläge aus der Liste 
sind sehr willkommen. Bitte unterstützen Sie diese Pläne, aber teilen 
Sie bitte hier auch mit, welche Argumente Sie zugunsten der oder gegen 
die VG-Wort-Lösung haben.
RK


Klaus Graf schrieb:
Ich habe unter

http://archiv.twoday.net/stories/5611293/

nochmals ausfuehrlich etwas zum Google Books Settlement
geschrieben und teile daraus nur den Schlussteil mit:

Entscheidend ist, ob die VG Wort für diejenigen Autoren
sprechen darf, die an einer möglichst großen Sichtbarkeit
ihrer Werke in Google Book Search interessiert sind z.B.
Wissenschaftsautoren.

Die von ihr ins Auge gefassten Maßnahmen führen zu einer
eklatanten Verschlechterung der wissenschaftlichen
Recherchequalität von Google, denn sowohl vergriffene als
auch lieferbare Bücher werden aus dem Index verschwinden,
also nicht mehr durchsuchbar sein!

Daran können auch die belletristischen Autoren nicht das
geringste Interesse haben, zumal das Lieblingskind des
Buchhandels LIBREKA überhaupt nicht mit Google konkurrieren
kann.

Bei vergriffenen Büchern kann die VG Wort Lizenzen
erteilen, aber wer sagt denn, dass Google sofort auf diese
Bedingungen eingeht? Erst einmal sind die unzähligen
Möglichkeiten, durch Volltextsuche Neues zu finden, futsch.

Nur "möglicherweise" soll Google erlaubt werden, bei
lieferbaren Büchern eine Volltextsuche anzubieten. Die
kurzen Buchauszüge und Snippets, die ja in vielen Fällen
höchst nützlich sind, werden dann der Vergangenheit
angehören.

Getrieben von Ewiggestrigen, einer ideologisch verbohrten
Verlagslobby und irregeleiteten Autorenverbänden, schlägt
die VG Wort eine einzigartige wissenschaftliche
Recherchemöglichkeit kurz und klein. Die Interessen der
Allgemeinheit bleiben auf der Strecke!

Vor allem es ist es auch ökonomisch extrem kurzsichtig: Die
hervorragenden Resultate des Google-Partnerprogramms zeigen
doch, dass Sichtbarkeit sich auszahlt.

Möglichst viele Autoren müssen der VG Wort die Befugnis
entziehen, in ihrem Namen zu sprechen. Das
Urheberrechtsbündnis sollte stattdessen die Interessen der
meisten Wissenschaftsautoren an Open Access gegenüber
Google geltend machen und nicht dazu auffordern, unwirksame
Musterbriefe an Google zu schreiben, die dort wohl eher im
Papierkorb landen!

Klaus Graf


.

--
********************************
ISI 2009 - http://www.isi2009.de/

Prof. Dr. Rainer Kuhlen
Department of Computer and Information Science
University of Konstanz, Germany

German Chair for Communications of the UNESCO (ORBICOM)
Speaker of the Coalition "Copyright for Education and Science"
http://www.urheberrechtsbuendnis.de/

URL: www.kuhlen.name
Email: rainer.kuhlen@xxxxxxxxxxxxxxx
Phone/Fax Konstanz: 0049 7531 882879/882048 Phone Berlin: 0049 30 27594241; Mobile: 0171 4527010 Mail to: Rochstr. 4 - D-10178 Berlin


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.