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[InetBib] Twitter



Klaus, kommt alles was bisher von dir via archivalia zu
lesen war und ist, nun auch via twitter? 

Nein, nicht alles, aber die meisten neuen Blogeintraege
werden von mir per Hand und oft mit abweichender
Ueberschrift auch in Twitter mitgeteilt. Und darueber
hinaus
manche Links, fuer die ich nicht einen eigenen
Archivalia-Beitrag anlegen will, von denen ich aber
annehme, dass unter meinen inzwischen 174 Followers
vielleicht einer dabei ist, den es interessiert.

Hinzu kommen weltbewegende Neuigkeiten wie

"Aß soeben eine Lütticher Waffel, trinke ein "Grimbergen""

Freitag liess ich beispielsweise die Follower abstimmen, ob
ich eine weitere Luetticher Waffel zu mir nehmen soll (5:1
pro). Und auch absoluten Nonsense konnte ich
unwidersprochen twittern:

http://twitter.com/Archivalia_kg/status/1375478684

Twitter ist also einerseits ein News-Kanal, der ergaenzend
zum Feedreader taeglich eine Reihe Links liefert, die ich
interessant finde.

Nicht zuletzt die auch von der Blogosphaere bekannte
Selbstbespiegelung: Twitter-News, Twitter-Rezeption in den
Medien, Twitter-Tools.

Twitter ist zum anderen aber auch eine Plauderecke fuer
oeffentliche Mini-Chats.

Twitter ist daneben aber auch der Tummelplatz begnadeter
Aphoristiker, fuer die die 140 Zeichen eine echte
Herausforderung darstellen.

Vor allem dieser Aspekt kann man nachvollziehen, wenn man
sich meine Favorites anschaut:

http://twitter.com/Archivalia_kg/favourites

Hier findet sich neben der unvergleichlichen Frau Passig,
fuer die ich schon vor sieben Jahren schwaermte (als sie
begnadete taz-Kolumnen schrieb) auch ein sehr talentierter
junger Bibliothekar und Jurist (wenngleich er sehr oft mit
hoechst exotischen Fremdwoertern prunkt und ab und an
lateinisch twittert), der einmal das Wesen Twitters ganz
geglueckt so umrissen hat:

"Und Twitter?! Nachrichtenkanal, Wasserstandsanzeige,
Zeitvertreib, Spielzeug, etc. etc. Das muss sich noch
genauer einpendeln. Im Vergleich zu anderen Diensten kann
man Twitter vielleicht am besten als "atmosphärisches
Medium" beschreiben. Was das nun genau ist, darüber müsste
man noch mehr nachdenken.

Aber so ist das im Netz: Neue Dinge ausprobieren, ein paar
Schritte nach vorne gehen und dann, von einem neuen
Standpunkt aus, bekommen die Dinge plötzlich Gestalt. Das
macht es spannend."
http://skriptorium.blog.de/2009/03/11/microbloggen-nabelschau-standortbestimmung-5735700/

Man trifft aber auch nette neue Leute, wie z.B. einen
Antiquar und Genießer, bei dem ich schon zwei Buecher
bestellt habe und der einen sehr besonnenen Artikel zu Open
Access und Google Books aus Autorensicht schrieb:

http://wimbauer.wordpress.com/2009/03/29/open-access-und-googlebuchscan-aus-autorensicht/

Nun habe ich in Twitter, seit ich dabei bin (keinen Monat),
sehr viel Updates geschrieben, aber wenn man das Medium
ausprobieren will, sollte man auch mitschreiben, und vor
allem sollte man nicht an Leuten sparen, denen man folgt.
Ich selbst folge 189, was bedeutet, dass fuer die Phasen,
in denen ich offline bzw. nicht in Twitter bin, nicht daran
zu denken ist, alles nachzulesen, was geschrieben wurde.
Ich lese also aktuell mit und schau mir daneben - neben den
Replies (Antworten auf eigene Tweeds) - gezielt besonders
interessante Personen an.

Bei
http://twitter.com/HeinrichAllers/friends
faellt auf, dass ausser mir ueberwiegend Leute gewaehlt
wurden, die so gut wie nichts schreiben. Da kann man dann
natuerlich keinen Eindruck bekommen. Es fehlen aber auch
wichtige Twitter-User wie die Library of Congress:

http://twitter.com/librarycongress

Ums mit einer Badeanstalt-Metapher zu sagen: Man lernt
nicht schwimmen, wenn man sich an den Beckenrand klammmert.
Und wenn man dann feststellt, dass man keinen Spass am
Schwimmen hat, laesst mans eben wieder. Der Vergleich hinkt
natuerlich, denn ein reales Ertrinken gibts bei Twitter
nicht ...

Kommen wir nun zu den fachlichen Aspekten:

Es ist absolut OK, eigene Blogbeitraege oder anderes Eigene
zu promoten, auch wenn sich gegen automatisierte Loesungen
mitunter Widerstand regt. Zu letzterem koennte Edlef mehr
sagen ...

Man kann z.B. auch Neueintraege in delicious auf Twitter
spiegeln lassen.

In meinen Archivalia-Referrern sind zur Zeit taeglich im
Schnitt ueber 50 Zugriffe via Twitter. Das ist
vergleichsweise viel. 

Man muss in Sachen Oeffentlichkeitsarbeit die Leute da
abholen, wo sie stehen. Allgemeine Bibliotheks-News auch
via Twitter mitzuteilen bringt moeglicherweise mehr als
eine Dependance in Second Life zu eroeffnen (wie die BSB,
ich muss gestehen, Second Life habe ich mir bisher
erspart).

Und wenn der Hype vorbei ist, kann mans auch wieder lassen.

Erwaehnenswert ist auch, dass mit einem Smartphone oder
auch Handy via Twitter bei Tagungen oder Pressekonferenzen
live berichtet werden kann:

http://archiv.twoday.net/stories/5591640/

Viele Menschen wollen heute moeglichst zeitnah informiert
werden ("Newsjunkies"). Mittwittern ist einfacher als
Mitbloggen, da man von einem Blogeintrag eine gewisse
Strukturierung erwartet. 

Wenn man als Bibliothek Tweets anbietet, hat das auch den
Vorteil, dass ueber replies die Nutzer des Angebots sofort
Feedback abgeben koennen. Twitter heisst also auch
unmittelbare Interaktion.

Obwohl ichs nicht erwartet haette, reagiert sogar die
Library of Congress (0 following, 4695 Follower)
gelegentlich auf Replies:

http://twitter.com/librarycongress/status/1349058965

Twitter koennte natuerlich auch fuer einfache
Chat-Reference-Taetigkeit genutzt werden. Fuer
vertraulichere Mitteilungen kann man ggf. direkte Messages
benutzen (wirklich vertrauliches sollte man natuerlich auch
da nicht mitteilen).

Interessant zu einer twitternden deutschen Bibliothek auch
die Kommentare zu:
http://log.netbib.de/archives/2009/03/20/fachreferent-twittert/

Ich denke, wenn eine Bibliothek twittert, kommt das bei
einem Teil des Publikums echt cool 'rueber, waehrend es
Leute wie Allers eher irritiert.

Dass der Twitter-Server oft zickt und ueberlastet ist, ist
eben der Fluch der Popularitaet.

Twitter ist also ein flottes neues Medien-Spielzeug, mit
dem umzugehen einer ganzen Menge Leute Spaß macht und das
man auch sinnvoll fachlich einsetzen kann.

Klaus Graf



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