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Re: [InetBib] Google+ ... und warum ich es nicht haben will



Liebe Liste, lieber Herr Umstaetter!

Die Gefahr, dass Googleplus-Gegner sich in dieser Ecke der ewigen
Nein-Sager (die auch nicht besser sind als die ewigen Ja-Sager)
wiederfinden ist doch zu gross, sobald sie ihre Kritik nicht
nachvollziehbar begruenden koennen.

Meine "Kritik an Googleplus" bezieht sich in diesem Zusammenhang nicht
auf Eigenschaften oder Featues von Googleplus. Sondern es ist eine
strukturelle Kritik: es die Kritik daran, dass sich das Internet so
entwickeln konnte, dass Mega-Konzerne, die in diesem Fall zufaellig
Google heissen, diese bisher global unglaubliche Machtfuelle erreichen
konnten, und dass niemand sie daran gehindert hat.

Meine "Kritik an Googleplus" ist in diesem Zusammenhang auch keine
Kritik an der Firma Google Inc. Ich zitiere dazu kurz aus meinem Blog
(http://blog.suma-ev.de/content/google-und-warum-ich-es-nicht-haben-will#comments):

"Die Firma Google verhaelt sich in dieser Angelegenheit so, wie sich
globale Konzerne nun mal verhalten - oder vielleicht sogar verhalten
muessen - einschliesslich der Versuche, die Konkurrenz auszuschalten. Ob
die Firma Google dabei in anderen Faellen bei Versuchen der
Konkurrenzausschaltung ihre marktbeherrschende Stellung missbraeuchlich
ausgenutzt hat, ist Gegenstand des laufenden Kartellverfahrens bei der
EU in Bruessel (was in dieser Debatte [um Googleplus] nicht zur
Diskussion steht)."

Warum dann ueberhaupt die Aktion "Googleplus - nein danke!" koennte man
fragen. Wie geschrieben: meine Kritik ist strukturell. Ich habe kein
Patentrezept - und ich glaube, niemand hat es - wie die Strukturen, die
zu dieser Situation im Internet gefuehrt haben, veraendert werden
muessen, um zu einer Vielfalt im Netz zurueckzufinden. Sie, lieber
Herr Umstaetter, beschrieben es mal als "ein allgemeines Unbehagen"
an der Macht der globalen Online-Konzerne aus Uebersee. Das muessen wir
langfristig aendern; darum habe ich in der Internet-Enquete Kommission
der Diskussion angestossen "Massnahmen gegen die Vereinnahmung des
Internet durch globale Online-Konzerne"
(https://demokratie.enquetebeteiligung.de/proposal/534-Ma%C3%9Fnahmen_gegen_die_Vereinnahmung_des_In).
Wie man auch dort nachlesen kann, hat dieses "allgemeine Unbehagen"
sogar eine deutliche und tragfaehige Mehrheit. 

Was fuer die Zukunft ansteht, das ist der Einstieg in eine Diskussion,
welche konkreten Massnahmen nun gegen die allgegenwaertigen
Monopolisierungstendenzen im Internet entwickelt werden koennen. Solche
Massnahmen duerfen zum einen nicht die Innovationskraft von
Unternehmen wie Google ausbremsen, muessen trotzdem die Monopolisierung
einschraenken und Raum fuer Vielfalt schaffen.

Ich hoffe, ich habe meinen Standpunkt klarer machen koennen, 
und verbleibe mit den besten Gruessen, 
Wolfgang Sander-Beuermann 
-- 
Dr.  Wolfgang Sander-Beuermann        Tel.: 0511-762-4383 
Projektleiter Suchmaschinenlabor         http://metager.de/suma.html 
Regionales Rechenzentrum fuer Niedersachsen (RRZN), 
Leibniz Universitaet Hannover (LUH)

-- 
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