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Re: [InetBib] Gedruckte Lehrbuecher



Lieber Herr Prof. Umstätter, 



<<in den USA scheint es im Moment ganz pragmatisch darauf hinaus zu laufen, das 
Dozenten Ansagen, mit welchen eTextbooks sie zu arbeiten beabsichtigen. 
<<Hierzulande nannte man das in den Bibliotheken Semesterapparat.

<<„Here is how it works: A faculty member may choose to teach with an eText 
from one of the publishers that have contracted with IU. After the eText 
selection is made, each student is informed before registering that they will 
be charged an eText fee in lieu of a <<purchasing a textbook. After a student 
registers they pay a one-time reduced fee for access to the eText.”.
<<http://www.internet2.edu/netplus/etext/docs/eText-Spring-2012-Pilot-Report.pdf

<<Nun sind wir bezüglich eText noch lange nicht USA und ich persönlich hoffe 
noch immer, dass man in Deutschland möglichst bald den Unterschied zwischen 
Information, Redundanz und Wissen begreift. Aber die Verlage wollen sicher 
weiterhin den Bibliotheken Besitz, <<aber kein Eigentum an ihren Publikationen 
zugestehen, und das ist nun wirklich ein wachsendes Problem für den 
Bestandsaufbau in Bibliotheken.

Natürlich kann ein Workflow mit der Frage, ob ein E-Book gewünscht wäre schon 
helfen, allerdings fehlt da nicht unbedingt dem Bibliothekar die Übersicht, was 
das bedeutet, auch wenn die hier in der Liste auch schon geäußerte Kritik an 
der mangelnden Verbindung Wissenschaft-Bibliothek auch nicht falsch ist. 
Die Sachkenntnis über den Informationsmarkt ist jedenfalls nicht unbedingt das 
Expertenwissen des Wissenschaftlers. Man kann auch gar nicht erwarten, dass 
irgendein Wissenschaftler immer mitbekommt, was für Vertriebspraktiken Anbieter 
hier haben. Das ist auch unter dem Prinzip der Arbeitsteilung nicht sein Job.
Ich übergehe diese Frage und drehe das im geplanten Workflow etwas anders. Die 
Frage lautet: wofür wollen Sie den Titel einsetzen? Das wissen die Besteller 
nämlich ganz genau. Wir sind hier noch ganz neu und ich erlebe natürlich das 
Bestellen unterschiedlichster "Klassensätze" (nicht lachen, das mache ich den 
Mitarbeiter/innen hier NICHT zum Vorwurf, sondern versuche von einem Modell zu 
überzeugen, das die Erfahrung bringen wird). Mit der Erfahrung des 
Mehrfachexemplarwunsches habe ich erste Daten aber keine ausreichenden. Daher 
muss ich anders fragen. 
Setze ich einen Titel in der Lehre im Semster X für 500 Personen ein, oder ist 
das ein Forschungstitel für Projekt 19....

Darauf aufbauend kann ich in beiden Fällen noch auswählen, ein "Eigentum" 
herbeiführen zu wollen oder nur einen Zugang zu mieten. Es ist sehr schwierig 
für all diese Probleme ein System zu bauen. Das ist aber wohl der Job des 
Bibliothekars. Wir brauchen aus meiner Sicht daher mehr Wissen über den Zweck 
so mancher Bestellung oder auch eine eigene Politik, die man bei der Gestaltung 
des Bestandes anwendet. Das Thema ist alles andere als trivial. 

Und dieses, was Sie hier mit Recht anbringen, ist ja auch noch zu überlegen:

<<"Die Inventarisierung hat die Aufgabe, die eingegangenen Dokumente als 
Bibliothekseigentum einzuarbeiten und zu registrieren." S. 92 und „Die heutige 
Diskussion über das Urheberrecht C4C (Copyright for
<<Creativity) oder Open Access ist ein Zeichen für die unterschiedlichen 
Positionen zum Eigentum und Besitz von Information bzw. Wissen.“ S. 233 (Ich 
sage nicht wo das steht. ;-)

<<Wie diese Entwicklung ausgeht, ist schwer zu sagen, da sie sich 
ununterbrochen ändert.
<<http://www.copyright4creativity.eu/bin/view/Public/

<<Bevor die „apps, clouds usw. bald überholt“ sind, müssen wir erst einmal 
damit umzugehen lernen ;-)

Umgehen mit dem Kram kann glaube ich sogar die Kuh vom Sonntag...diese Systeme 
basieren nämlich auf dem Spieltrieb, Anfälligkeit für optische Reize und 
Neugier. Ich kenne keinen Menschen ohne Spieltrieb, selbst Bibliothekare :-)) 
haben den... 
 das Problem ist was bindet man für wen in ein Serviceangebot ein. Ich muss 
nicht lauter Apps eines Faches anbieten, nur weil es die gibt und dann damit 
meine Nutzer beballern. Ich sollte wohl auch hier auswählen. Das Thema hat für 
jede Bibliothek ein anderes Gewicht. Apps sind die mobile Erweiterung für 
Remotedienste. Also frage ich mich nicht, was gibt es für schöne Apps, sondern 
was braucht mein Nutzer mobil. (Derzeit frage ich mich das noch gar nicht, 
sondern gucke nur Systeme auf die Mobil-Fähigkeit an)

viele Grüße in die offenbar unaufhaltsame Beschäftigung mit Information, 
Redundanz und Wissen. 

MfG

Walther Umstätter


Am 27.08.2012 09:51, schrieb Annette Kustos:
Guten Morgen,
mir geht es bei dieser Sache sehr praktisch um ganz andere Fragen:
wie kann man aus verschiedenen Medienformen noch einen Bestand
aufbauen, Kanon und Nutzung, Grundbestand und Ergänzung miteinander
abwägen, einen Erwerbungsetat inkl. elektronischer Medien gestalten
und "Besitz" (also echte Bestände) mit Zugang (zeitliche Verfügung) 
in
ein vertretbares Verhältnis bringen.

Es gibt bekannterweise eine Vielzahl von Geschäftspraktiken von
Verlagen und Providern, die einer Gemeinschaftsnutzung nicht 
besonders
freundlich gegenüber stehen. Bibliotheken wollen aber genau dafür 
Geld
ausgeben und müssen dieses auch rechtfertigen können. Da ist z. B.
fraglich ob man ein zugegeben teures anatomisches Lehrbuch mit einer
Onlinelizenz ersetzen soll, die jährlich 3800 Euro kostet
(Datenbankpreise, für etwas, was keine Datenbank ist) aber keinen
Besitz generiert.  Wenn man ein sehr interdisziplinäres Themengebiet
oder Sammlungsinteresse hat, ist die "Zusammensetzung" eines 
Bestandes
ein ganz anderes Problem, als sich damit zu quälen, ob man modern
genug rüberkommt.
Das ganze "Zeug" muss im Verhältnis stehen, bezahlt werden, angeboten
und vermittelt. Die einzige Philosophie, die ich hier unabhängig von
diesen praktischen Themen habe, ist die eines "Bestandes" für
fachliche Repräsentation und Nutzung.

Im Übrigen sei darauf hingewiesen, dass auch jetzige Techniken, wie
apps, clouds usw. bald überholt sein werden.
Gruß

Annette Kustos, M.A., M.A.-LIS
Leitung Hochschulbibliothek
Hochschule für Gesundheit
University of Applied Sciences
Universitätsstraße 105
44789 Bochum
Tel: +49 (0)234/77727-150
Mobil:
E-Mail: annette.kustos@xxxxxxxxxxxxxxxx
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