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Re: [InetBib] Sind Frauen in Führungspositionen von Bibliotheken so gut wie nicht existent?



Guten Tag Frau Günther

Ihr Beitrag ist doch sehr irritierend.

Wenn Sie die Beiträge von Herrn Umstätter in der Liste lesen würden (mal abgesehen von seinen Publikationen zum Bibliothekswesen), wüssten Sie, dass er durchaus in der Gegenwart lebt. Da wirkt Ihre Äusserung doch sehr respektlos! Aber dies nur nebenbei.

Ihre Hauptaussage zeigt ganz einfach, dass Sie sich in der Schweizer Bibliothekslandschaft gar nicht auskennen, wenn Sie da keine Frauen in Führungspositionen finden. Dazu einfach ein paar Hinweise, wo Frauen zu finden sind: Das beginnt mit der Direktorin der Schweizerischen Nationalbibliothek und geht weiter mit den Direktorinnen von Hochschulbibliotheken (z.B. ZB Zürich, UB Bern, UB St.Gallen, BCU Lausanne). Auch eine Reihe von Kantonsbibliotheken wird von Frauen geleitet (z.B. Aargau, Appenzell Ausserrhoden, Glarus, Jura, Nidwalden, St.Gallen, Solothurn, Uri). Auch bei den grossen Stadtbibliotheken finden sich Frauen an der Spitze von Aarau bis Zürich. Und von den kleineren Gemeindebibliotheken, die mehrheitlich von Frauen geführt werden, wollen wir schon gar nicht sprechen... Dabei geht es nur mal um die oberste Ebene, wenn die stellvertretende Leitung einbezogen wird, kommen noch einige dazu.

Meine Aufzählung ist sehr zufällig und unvollständig - sie ist das Ergebnis von gerade mal 15 Minuten Recherche in einer beliebten Suchmaschine. Dass Sie sich nicht mal dazu die Mühe gemacht haben, finde ich schon ziemlich peinlich. Ich habe meinen Kindern beigebracht, dass sie erst denken, bevor sie reden und den Studierenden im MAS Informationswissenschaft an der HTW Chur empfehle ich immer, erst zu recherchieren, bevor sie schreiben. Das würde ich auch Ihnen ans Herz legen.

Freundliche Grüsse
Josef Wandeler

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Am 23.09.2014 06:34, schrieb Stefanie Günther:
Da leben Sie, Herr Umstätter, wohl noch in guten alten Zeiten!

In der heutigen Bibliothekslandschaft, jedenfalls, treffe ich kaum auf Frauen in 
Führungspositionen. Eine mir bekannte Ausnahme ist vielleicht die ZHB in Luzern, die 
kürzlich als stellvertretende Leiterin eine Frau eingestellt hat. Aber sonst kenne ich in 
meinem gesamten Umfeld keine Frauen, die in Bibliotheken eine Führungsposition bekleiden.

Stefanie Günther
ÄrztinStudentin Informationswissenschaften
Burgfeldermattweg 36
4123 Allschwil
Tel 061/4215015
Natel 079/6402138

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Inetbib [mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] Im Auftrag von h0228kdm
Gesendet: Montag, 22. September 2014 11:54
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: [InetBib] Sind Frauen in Führungspositionen von Bibliotheken so gut 
wie nicht existent?

Obwohl ich in dieser Mail nicht angesprochen bin und mich auch nicht näher zu all den 
Punkten äußern will, die nichts mit der Onleihe zu tun haben, muss ich doch eines 
richtig stellen.
Ich halte es für diskriminierend die Frauen in bibliothekarischen Führungspositionen als nicht 
existent zu bezeichnen. Da ich selbst schon vor knapp vierzig Jahren unter der Leitenden 
Bibliotheksdirektorin der Universitätsbibliothek Ulm Frau Dr. Margarete Rehm gearbeitet habe, die 
immerhin die erste Onlinedokumentation in einer deutschen Bibliothek eingerichtet hat. Auch wenn ihr 
Vorgänger Dr. Richard Polacsek das schon initiiert hatte, sie besaß den Mut und die Ausdauer 
es zu realisieren.
Die damaligen Widerstände gegen das, was wir heute die Digitale Bibliothek nennen, waren noch 
immens größer als heute, und mussten überwunden werden. Wer seit dem im Bibliothekswesen 
aktiv ist, weiß wie viele Frauen (insbesondere in leitenden Funktionen) sehr aktiv und entscheidend 
waren und sind. Das ignorieren zu wollen ist eher kontraproduktiv.

MfG

W. Umstätter




Am 2014-09-21 15:05, schrieb Stefanie Günther:
Sehr geehrter Herr Graf

Ihre Argumentation, warum der Verkaufsbutton der Onleihe unethisch
ist, kann ich in ganz vielen Punkten nachvollziehen.

Eines muss ich jedoch kritisch sagen: Auch Bibliotheken und
Informationseinrichtungen beachten den Gleichstellungsgrundsatz nicht
immer. Einige Beispiele hierzu:

1. Zahlreiche Bibliotheken in Deutschland und der Schweiz haben noch
immer keine Rampe für Rollstuhlfahrer, so dass diese schlicht draussen
bleiben müssen.
2. Obwohl in den meisten Bibliotheken wesentlich mehr Frauen als
Männer arbeiten, sind Frauen in Führungspositionen von Bibliotheken so
gut wie nicht existent.
3. Unzählige Bibliotheken berücksichtigen in ihren Beständen die
Literaturbedürfnisse von Homosexuellen und Transsexuellen nicht (ja
sie kennen sie nicht einmal). Haben Sie mal ein Buch zum Thema, dann
verschlagworten sie es unter heute völlig veralteten Begriffen wie
Lesbierinnen oder Tribadie.
4. Zahlreiche Bibliotheken in der Schweiz vernachlässigen die
Ausbildung des Nachwuchses, obwohl sie sich im Rahmen ihrer
Sorgfaltspflichten als Arbeitgeber hierzu eigentlich verpflichtet
fühlen sollten.
5. Zahlreiche Bibliotheken in Deutschland zahlen ihren Bibliothekaren
einen Hungerlohn, so dass diese in immer grösserer Zahl ins Ausland
abwandern (brain drain).

Es gibt ein Sprichwort das heisst: "Wer im Glashaus sitzt sollte nicht
mit Steinen werfen". Dies würde ich auch Ihnen, Herr Graf,
gelegentlich gerne raten: insbesondere dann, wenn Sie sich mal wieder
einer Mitarbeiterin der HTW Chur gegenüber im Ton vergreifen. Im
übrigen gibt es auch Menschen wie mich, die das Angebot der Onleihe
Schweiz durchaus zu schätzen wissen. Und dies obwohl ich es ebenfalls
für einen Fehler halte dort einen Verkaufsbutton zu installieren.

Freundliche Grüsse

Stefanie Günther
Ärztin
Studentin Informationswissenschaften
Burgfeldermattweg 36
4123 Allschwil
Tel 061/4215015
Natel 079/6402138





---- Original Message ----
From: h0228kdm<h0228kdm@xxxxxxxxxxxxxxxx>
To:inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx
Sent: Sa, Sep 20, 2014, 12:34 PM
Subject: [InetBib] Fwd: Onleihe nun auch krass unethisch

1. Kann mir irgendjemand erklären, wie man bei Onleihe über einen
„Verkaufsbutton“ ein e-Book kaufen kann, wenn man bei e-Books
grundsätzlich nur begrenzte Nutzungsrechte bekommt. Korrekt nennt man
so etwas Etikettenschwindel.

2. Bibliotheken dafür zu schelten, dass man sie im digitalen Bereich
juristisch enteignet hat, erscheint mir ungerecht und abwegig.

3. Bei genauerem Hinsehen ist Onleihe darum auch keine
Bibliotheksausleihe, sondern eine privatwirschaftliche Ausleihe, die
von Öffentlichen Bibliotheken bezahlt wird, weil viele  Verlage den
Bibliotheken dieses Recht entziehen.

4. Dass Bibliotheken im Prinzip seit Jahrhunderten Leseförderung
betreiben kann heute unmöglich zu Erstaunen führen. Ärgerlicher an
der durchaus berechtigten Onleihe-Kritik ist die immer offener
betriebene Verknappung von publizierter Information, um Menschen zu
zwingen, überzogene, da durch Verwertungsrechte monopolisierte Preise
zu zahlen.
Die Onleihe wird zum Teaser für einen Kauf, der gar keiner ist. Also
die juristisch sanktionierte Gegenrichtung, für die einst
Bibliotheken und Verlage eingetreten sind. Wir wissen doch alle, dass
das Vervielfältigen von Publikationen heute vernachlässigbar
preiswert erfolgen könnte, wenn sich das Verlagswesen nicht
ununterbrochen Tricks einfallen ließe, wie man die
Infomrationsverbreitung verknappen kann.

5. Es ist kein Zufall, dass Wissenschaft in ihrer Entstehung
finanziert wird, und nicht über den Gewinn aus Publikationen.

6. Auch Autoren und Verlage sollten dafür bezahlt werden, was sie
wirklich leisten, und nicht über irrationale und völlig veraltete
Vorstellungen von Auflagenhöhen und Druckkosten. Solange Juristen
nicht den Unterschied zwischen Information, Wissen und Redundanz
begreifen, werden sie weiter in ein abwegiges juristisches Fahrwasser
mit immer mehr Ungerechtigkeiten abgleiten. Die Folge dieser
Entwicklung ist in erster Näherung: Je größer der Unfug, desto höher
die Auflage und desto größer der Gewinn. Früher nannte man das die
Verdummung der Gesellschaft, die man mit Öffentlichen Bibliotheken zu
bekämpfen versuchte.

MfG
Walther Umstätter


-------- Originalnachricht --------
Betreff: [InetBib] Onleihe nun auch krass unethisch
Datum: 2014-09-19 18:53
Von: "Klaus Graf"<klaus.graf@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx>
An: "Internet in Bibliotheken"<inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>  Antwort
an: Internet in Bibliotheken<inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>

Der neue Verkaufsbutton der Onleihe empoert vermutlich nicht nur die
Blogger, die sich kritisch geaeussert haben:

http://ultrabiblioteka.de/?p=1410  (mit Anfrage an die
dbv-Ethik-Kommission)

http://archiv.twoday.net/stories/985930617/  (Weitere Links)

Aus meiner Sicht offenbart das Phaenomen Onleihe das ganze Versagen
der deutschsprachigen oeffentlichen Bibliotheken in Sachen digitale
Kultur.

Gern wuerde ich auch einige Worte zur rechtlichen Lage sagen, aber
eine der schlechtesten Nationalbibliotheken der Welt hat die auf

http://www.bibliotheksverband.de/fachgruppen/kommissionen/recht/publi
kationen/organisation.html

verlinkte Arbeit

Privatwirtschaftliche Betätigung kommunaler Bibliotheken Monika
Rasche
In: Bibliotheksdienst 27.(1993), S. 1346

unter der bisherigen Adresse aus dem Netz genommen.

Klaus Graf

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