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Re: [InetBib] Konsortium Baden-Württemberg unterzeichnet



Herr Schnalke, Herr Gutknecht,
der primäre Bedarf ist der Inhalt der Publikation, nicht (losgelöst vom Inhalt) 
eine bestimmte Zugangsmöglichkeit.
So lange Autoren in Toll Access-Medien publizieren, werden Nutzer (welche einen 
mit den Autoren stark überlappenden Personenkreis darstellen!) diese Toll 
Access-Publikationen lesen wollen und es bleibt Aufgabe der Bibliotheken, diese 
zur Verfügung zu stellen. Aufgabe von Bibliotheken ist es, publizierte 
Information zu sammeln, zu ordnen und zur Benutzung verfügbar zu machen. 
Wissenschaftspolitik zu betreiben kommt in dieser Definition nicht vor und kann 
daher nur nachgeordnet erfolgen. Die Entscheidung der UB Konstanz -für die ich 
größte Sympathie habe- war NICHT eine alleinige Entscheidung der Kollegin 
Hätscher, sondern eine Entscheidung der Universität. Das kann man als 
Bibliothek nur machen, wenn es die Nutzer mittragen.
Obige Definition der Aufgaben einer Bibliothek ist zugegebenermaßen 
konservativ. Ich halte mir zu Gute, diesbezüglich durchaus nach vorn zu denken 
http://juser.fz-juelich.de/record/154350 und die von mir geleitete Bibliothek 
entsprechend aufzustellen. In der Übergangsphase, in der wir uns derzeit 
befinden,  muss man das eine tun (OA-Gebühren finanzieren und Repositorien 
betreiben), kann das andere aber nicht lassen (Toll Access-Zeitschriften 
subskribieren).
Die von Herrn Gutknecht geforderte konzertierte Aktion ist grundsätzlich 
denkbar und wird vielleicht auch kommen. Es ist aber naiv zu glauben, dass sich 
dafür nur ein paar UB-Direktoren absprechen müssten. Da müssen ganz andere 
Räder gedreht werden.

Besten Gruß
Bernhard Mittermaier

Date: Fri, 24 Oct 2014 14:07:31 +0200
From: markus schnalke <meillo@xxxxxxxxxx>
To: Internet in Bibliotheken <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Subject: Re: [InetBib] Konsortium Baden-Württemberg unterzeichnet
        zukunftsweisenden Vertrag mit dem Wissenschaftsverlag Springer
Message-ID: <1XhdeV-4ib-00@xxxxxxxxxx>
Content-Type: text/plain; charset="UTF-8"

[2014-10-24 08:00] "Mittermaier, Bernhard" <b.mittermaier@xxxxxxxxxxxxx>

die Bibliotheken bringen Geld für geschlossene Publikationen auf, weil
und so lange der Bedarf danach besteht.

Wie soll man diese Aussage verstehen?

Nutzer haben nie Bedarf an Nutzungseinschraenkungen.

Bibliotheken haben nur aus kurzfristigen finanziellen
Ueberlegungen Bedarf an geschlossenen Publikationen.

Allein die Verwerter haben Bedarf daran.


markus

Message: 15
Date: Fri, 24 Oct 2014 17:46:18 +0000 (GMT+00:00)
From: "christian.gutknecht@xxxxxxxxxx"
        <christian.gutknecht@xxxxxxxxxx>
To: Inetbib <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxx>
Subject: Re: [InetBib] Konsortium Baden-Württemberg unterzeichnet
        zukunftsweisenden Vertrag mit dem Wissenschaftsverlag Springer
Message-ID: <4336847.33673.1414172778056.JavaMail.webmail@xxxxxxxxxx>
Content-Type: text/plain; charset=UTF-8

Guten Abend Frau Kustos
Ich bin mit Ihnen einverstanden, dass Open Access bei AutorInnen anfängt, nicht 
zuletzt deswegen habe ich Rahmen meiner Master Thesis mit einem 
Empfehlungssystem für Autoren beschäftigt (http://eprints.rclis.org/23523/). 
Ich bin auch absolut der Meinung, das AutorInnen stärker in die Pflicht 
genommen werden sollten was Green Road Compliance anbelangt.
Dennoch bin ich inzwischen überzeugt, dass die Bibliotheken besser geeignet 
sind, einen Wechsel zu Open Access anzustreben. Denn 75% der Einnahmen von 
Closed Access Verlagen stammt von wissenschaftlichen Bibliotheken. Sprich 
wissenschaftliche Bibliotheken finanzieren heute das ganze System (+ die 
Gewinne der Verlage). Bibliotheken müssten nicht auf AutorInnen warten, wenn 
sie eine Änderung hin zu Open Access wollen. Wie ich anderenorts bereits 
ausgeführt habe (http://doi.org/tjd) müssten sich Bibliotheken "lediglich" 
besser koordinieren.
Selbstverständlich ist Koordination nicht einfach, aber ich habe Mühe zu 
verstehen, dass es Bibliotheksdirektionen und Konsortien, auch nach elf Jahren 
Berliner Erklärung noch nicht gelingt sich zusammenzuraufen Open Access zu 
erreichen (á la SCOAP3).
Nur so als kleines Muster: Am Rande der OA-Tage 2013 in Hamburg, sagte mir Frau 
Hätscher (Direktorin UB Konstanz) hinsichtlich grosse Verlage, dass so langsam 
der Punkt gekommen sei, zu sagen genug sei genug. Zur gleichen Zeit bereitete 
man sich in der Schweiz auf die Elsevier Verhandlungen vor. Dem Vernehmen nach, 
war es harziger als sonst, aber schliesslich knickte man bereits Mitte Dezember 
ein und verlängerte die Freedom Collection um drei Jahre (2014-2016) mit einer 
jährlichen Preiserhöhung von 4.5%. Dann im Februar kam heraus dass man in 
Frankreich eine 5-Jahres Lizenz für 190 Mio. Euro mit Elsevier abschliessen 
wollte (http://goo.gl/JiLzxH). Im März brach Konstanz die Lizenzverhandlungen 
mit Elsevier ab. An der UKSG 2014 im April sagte mir jemand vom dänischen 
Konsortium, dass man vor kurzem auch eine Nationale Lizenz mit Elsevier 
verhandelt hat.
Vielleicht täusche ich mich, aber als Aussenstehender erhält man hier den 
Eindruck eines kaum abgestimmtes Vorgehens, wobei offenbar keiner vom andern so 
genau weiss was läuft. Dabei geht es um sehr viel Geld und Open Access wäre 
eine absolut reale Lösung für so viele Probleme.
Viele Bibliotheksleitungen wünschen sich zwar Open Access, bezahlen aber immer 
wieder und immer mehr Closed Access. Das ist paradox!
Schönes Wochenende allerseits
Christian Gutknecht

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Message: 16
Date: Fri, 24 Oct 2014 18:15:01 +0000 (GMT+00:00)
From: "christian.gutknecht@xxxxxxxxxx"
        <christian.gutknecht@xxxxxxxxxx>
To: Inetbib <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxx>
Subject: Re: [InetBib] Zukunftsweisend? - Konsortialvertrag mit
        Springer
Message-ID: <14417467.34374.1414174505683.JavaMail.webmail@xxxxxxxxxx>
Content-Type: text/plain; charset=UTF-8

Herr Kuhlen,
Sagen wir es mal so, meine Motivation Elsevier Aktien zu besitzen kommt daher, 
dass ich zusehen muss, wie trotz allen Anstrengungen die ich persönlich für 
Open Access eingesetzt habe und noch einsetze, die Verantwortlichen nicht davon 
abzubringen sind, dieser Firma immer mehr Geld nachzuwerfen. In der Schweiz 
beispielsweise hat das Konsortium der Schweizer Hochschulbibliotheken gerade 
einen Antrag zu einem nationalen Förderprogramm 
(http://www.crus.ch/information-programme/projekte-programme/isci.html?L=2) 
eingegeben, wonach Nationallizenzen nach Vorbild Deutschland, womöglich auch 
bei Elsevier zu kaufen sind. Für den Topf E-Publishing stehen 22 Mio CHF zu 
Verfügung.
Das heisst, wenn ich schon hinnehmen muss, wie meine Steuergelder für unsinnig 
Nationallizenzen verschwendet werden, dann möchte ich persönlich wieder etwas 
aufs private Konto bekommen ;-)
.. und ja vielleicht ging es mir auch darum mal wieder zu erinnern, dass 
Elsevier eine rein kommerziell orientierte Firma ist und sehr weit vom Service 
an der Wissenschaft abgekommen ist. Das geht mir teilweise im Gespräch mit den 
Bibliotheksleuten etwas verloren, die wie es mir scheint häufig einem 
Stockholm-Syndrom erlegen sind.
freundliche Grüsse
Christian Gutknecht

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Message: 17
Date: Fri, 24 Oct 2014 21:33:53 +0200
From: Rainer Kuhlen <rainer.kuhlen@xxxxxxxxxxxxxxx>
To: Internet in Bibliotheken <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Subject: Re: [InetBib] Zukunftsweisend? - Konsortialvertrag mit
        Springer
Message-ID: <544AA9A1.3020603@xxxxxxxxxxxxxxx>
Content-Type: text/plain; charset=ISO-8859-1; format=flowed

gut, gut - aber doch schwierig nachvollziehbar zu machen, wieso man an
dem, was man an sich ablehnt, verdienen will (Gewinnler, vielleicht
Gewinnerli in der Schweiz) und dann damit auch noch öffentlich prahlt,
parallel zu dem Prahlen mit dem Einsatz für Open Access. Aber auch das
bringt das Internet so mit sich, dass jeder seine eigene und doppelte
Moral entwickelt.
RK
Am 24.10.2014 20:15, schrieb christian.gutknecht@xxxxxxxxxx:
Herr Kuhlen,
Sagen wir es mal so, meine Motivation Elsevier Aktien zu besitzen kommt 
daher, dass ich zusehen muss, wie trotz allen Anstrengungen die ich 
persönlich für Open Access eingesetzt habe und noch einsetze, die 
Verantwortlichen nicht davon abzubringen sind, dieser Firma immer mehr Geld 
nachzuwerfen. In der Schweiz beispielsweise hat das Konsortium der Schweizer 
Hochschulbibliotheken gerade einen Antrag zu einem nationalen Förderprogramm 
(http://www.crus.ch/information-programme/projekte-programme/isci.html?L=2) 
eingegeben, wonach Nationallizenzen nach Vorbild Deutschland, womöglich auch 
bei Elsevier zu kaufen sind. Für den Topf E-Publishing stehen 22 Mio CHF zu 
Verfügung.
Das heisst, wenn ich schon hinnehmen muss, wie meine Steuergelder für 
unsinnig Nationallizenzen verschwendet werden, dann möchte ich persönlich 
wieder etwas aufs private Konto bekommen ;-)
.. und ja vielleicht ging es mir auch darum mal wieder zu erinnern, dass 
Elsevier eine rein kommerziell orientierte Firma ist und sehr weit vom 
Service an der Wissenschaft abgekommen ist. Das geht mir teilweise im 
Gespräch mit den Bibliotheksleuten etwas verloren, die wie es mir scheint 
häufig einem Stockholm-Syndrom erlegen sind.
freundliche Grüsse
Christian Gutknecht

--
Prof. Dr. Rainer Kuhlen
Department of Computer and Information Science
University of Konstanz, Germany

Website: www.kuhlen.name
Email: rainer.kuhlen@xxxxxxxxxxxxxxx
Skype: rainer.kuhlen
Blog: www.netethics.net
Facebook: http://www.facebook.com/rainer.kuhlen
Twitter: @rkinf
ORCID author identity: 0000-0002-4497-6422



------------------------------

Message: 18
Date: Fri, 24 Oct 2014 22:03:59 +0200
From: Silke Ecks <furious.sun@xxxxxxxxx>
To: Internet in Bibliotheken <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Subject: Re: [InetBib] Zukunftsweisend? - Konsortialvertrag mit
        Springer
Message-ID:
        <CA+984ciCUKcKsOByBCPRZuBnFZo55bWYN=LAzQs=+MuUu-qXSA@xxxxxxxxxxxxxx>
Content-Type: text/plain; charset=UTF-8

Anscheinend hat hier noch nie jemand was von "kritischen Aktionären" gehört?

Eigentlich ist das ganz einfach:
Um an einer Aktionärsversammlung teilnehmen zu können und die damit
verbundenen Infos zu bekommen, vielleicht auch sprechen zu dürfen,
muss man zumindest EINE Aktie des resp. Ladens besitzen.
Unangenehm, bedauerlich, evtl. verwerflich oder auch wünschbar anders
zu regeln, aber innerhalb der system-immamenten Logik durchaus
kohärent.

Wohl kaum aber schwer zu begreifen oder eine Mitschuld erzeugend...
Es glaubt doch wohl wenigstens nirgendwer ernsthaft, dass dies zu
ernsthaften Zugewinnen führt, oder?

STÖHN-
Silke Ecks
-------

Am 24. Oktober 2014 21:33 schrieb Rainer Kuhlen <rainer.kuhlen@xxxxxxxxxxxxxxx>:
gut, gut - aber doch schwierig nachvollziehbar zu machen, wieso man an dem,
was man an sich ablehnt, verdienen will (Gewinnler, vielleicht Gewinnerli in
der Schweiz) und dann damit auch noch öffentlich prahlt, parallel zu dem
Prahlen mit dem Einsatz für Open Access. Aber auch das bringt das Internet
so mit sich, dass jeder seine eigene und doppelte Moral entwickelt.
RK
Am 24.10.2014 20:15, schrieb christian.gutknecht@xxxxxxxxxx:

Herr Kuhlen,
Sagen wir es mal so, meine Motivation Elsevier Aktien zu besitzen kommt
daher, dass ich zusehen muss, wie trotz allen Anstrengungen die ich
persönlich für Open Access eingesetzt habe und noch einsetze, die
Verantwortlichen nicht davon abzubringen sind, dieser Firma immer mehr Geld
nachzuwerfen. In der Schweiz beispielsweise hat das Konsortium der Schweizer
Hochschulbibliotheken gerade einen Antrag zu einem nationalen Förderprogramm
(http://www.crus.ch/information-programme/projekte-programme/isci.html?L=2)
eingegeben, wonach Nationallizenzen nach Vorbild Deutschland, womöglich auch
bei Elsevier zu kaufen sind. Für den Topf E-Publishing stehen 22 Mio CHF zu
Verfügung.
Das heisst, wenn ich schon hinnehmen muss, wie meine Steuergelder für
unsinnig Nationallizenzen verschwendet werden, dann möchte ich persönlich
wieder etwas aufs private Konto bekommen ;-)
.. und ja vielleicht ging es mir auch darum mal wieder zu erinnern, dass
Elsevier eine rein kommerziell orientierte Firma ist und sehr weit vom
Service an der Wissenschaft abgekommen ist. Das geht mir teilweise im
Gespräch mit den Bibliotheksleuten etwas verloren, die wie es mir scheint
häufig einem Stockholm-Syndrom erlegen sind.
freundliche Grüsse
Christian Gutknecht


--
Prof. Dr. Rainer Kuhlen
Department of Computer and Information Science
University of Konstanz, Germany

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Email: rainer.kuhlen@xxxxxxxxxxxxxxx
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http://www.inetbib.de



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Message: 19
Date: Fri, 24 Oct 2014 22:38:07 +0200
From: markus schnalke <meillo@xxxxxxxxxx>
To: Internet in Bibliotheken <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Subject: Re: [InetBib] Konsortium Baden-Württemberg unterzeichnet
        zukunftsweisenden Vertrag mit dem Wissenschaftsverlag Springer
Message-ID: <1Xhlcd-24l-00@xxxxxxxxxx>
Content-Type: text/plain; charset="UTF-8"

[2014-10-24 14:13] Eric Steinhauer <eric.steinhauer@xxxxxxxxxxxxxxxx>
Am 24.10.2014 14:07, schrieb markus schnalke:
[2014-10-24 08:00] "Mittermaier, Bernhard" <b.mittermaier@xxxxxxxxxxxxx>

die Bibliotheken bringen Geld für geschlossene Publikationen auf, weil
und so lange der Bedarf danach besteht.

Wie soll man diese Aussage verstehen?

Nutzer haben nie Bedarf an Nutzungseinschraenkungen.

Bibliotheken haben nur aus kurzfristigen finanziellen
Ueberlegungen Bedarf an geschlossenen Publikationen.

Allein die Verwerter haben Bedarf daran.

und wenn wir uns fragen, warum Autoren Bedarf an Verwertern haben,
dann schließt sich der Kreis ...

Welche Autoren? Die oeffentlich finanzierten? Oder diejenigen, die
die Wissenschaft voran bringen wollen?

... vielleicht bin ich einfach zu naiv und idealistisch.


markus


P.S.
Ich habe kein Problem mit Verlagen, solange sie Wertschoepfer und
nicht Verwerter sind.



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Subject: Fusszeile der Nachrichtensammlung

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Ende Inetbib Nachrichtensammlung, Band 2984, Eintrag 1
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