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Re: [InetBib] PokemonGo-freie Zone in Nordenham



Hallo zusammen,

obwohl ich die Intensität dieser Diskussion gestern mit Verwunderung 
wahrgenommen habe und mich schnell wieder meinen echten Problemen zuwandte, 
möchte ich heute doch einen kleinen Beitrag leisten:

Heute morgen las ich folgendes:

Und: wir sollten den Menschen zutrauen, dass sie selbst sehr gut trennen
können, wann sie arbeiten, entspannen oder einkaufen wollen. Dass das
jemand für sie Vorentscheidung, das wird kaum ein Nutzer als positive
Dienstleistung sehen, sondern eher als unverständliche Beschränkung.


Dem stimme ich zu.

Ich muss sagen, dem kann ich nicht so ohne Weiteres zustimmen. Es ist bekannt, 
dass durchaus nicht wenige Nutzer Bibliotheken gerade deshalb aufsuchen, weil 
sie hoffen dort konzentrierter lernen oder arbeiten zu können als in einem 
anderen Umfeld, dort den Verlockungen nach Zerstreuung - möglicherweise auch 
zwangsläufig - standhafter zu widerstehen.  Das macht - nicht nur 
wissenschaftliche - Bibliotheken schon auch aus. Nach dem Motto: der Geist ist 
willig, allein ... 

Ich habe gestern beim Abendessen meiner Familie von dieser Diskussion hier 
erzählt. Mein 15jähriges "Pokemon Go"-spielendes Kind fand das Verbot überhaupt 
nicht tragisch. Es hat sofort vehement das Argument vertreten eine Bibliothek 
sei "doch dazu da, dass man dort seine Ruhe hat". OK, es ist das Kind einer 
Bibliothekarin, aber es ist auch das Kind eines in der freien Wirtschaft 
arbeitenden Informatikers. Ich glaube, dass es sicher noch mehr Jugendliche 
gibt die so denken.

Zum Abschluss noch eines: wahrscheinlich liegt es daran, dass ich das Spiel 
selbst nicht kenne, aber ich verstehe die große Aufregung nicht. Dann geht man 
halt zum Spielen vor die Tür und sucht seine Monster woanders. Die Bibliothek 
als Monster-Asyl ;-)  

Viele Grüße,
Petra Sperling

________________________________________
Von: InetBib [inetbib-bounces@xxxxxxxxxx]" im Auftrag von "Christian 
Spliess [christian.spliess@xxxxxxxxx]
Gesendet: Mittwoch, 20. Juli 2016 08:48
An: inetbib@xxxxxxxxxx
Betreff: Re: [InetBib] PokemonGo-freie Zone in Nordenham

Guten Morgen,

Matthias Ulmer <mulmer@xxxxxxxx> schrieb am Mi., 20. Juli 2016 um 01:58 Uhr:

Wir erleben ein Verschwimmen der drei Räume. Vor allem junge Mitarbeiter
trennen nicht mehr im gleichen Maße zwischen privatem und betrieblichem
Leben, stellen Anforderungen an das betriebliche Umfeld, die sie auch im
privaten haben.


Sicherlich - das Konzept des 3. Raumes stammt aus den 80ern und sollte
angesichts der technischen Entwicklung überdacht werden. Wie geschrieben:
Die Verteidigungslinie 3. Raum ist das, worauf sich die Bibliothek
Nordenham beruft, um die Endkommerzialisierung der Bibliothek in den
Vordergrund zu stellen.

Das kann man machen, wenn man die passenden Argumente ins Feld führt.
Diese fehlen mir aber, wie ich ja schon schrieb. Und auf meine direkte
Antwort kam ja nun nichts mehr. Schade.


Die In-App Käufe einer Pokémon-App sind doch nicht so anders als die
Möglichkeit eines Bibliotheksnutzers sich über das freie WLAN auch auf
Webshops zu bewegen.


Der Kunde surft über das bibliotheksarische WLAN zu Amazon und Co?
Schockierend. ;-)


Und: wir sollten den Menschen zutrauen, dass sie selbst sehr gut trennen
können, wann sie arbeiten, entspannen oder einkaufen wollen. Dass das
jemand für sie Vorentscheidung, das wird kaum ein Nutzer als positive
Dienstleistung sehen, sondern eher als unverständliche Beschränkung.


Dem stimme ich zu.


Kurz: die Bibliothek als kommerzfreiem Raum ist vielleicht eine Illusion,
die ausgewogene Kombination von erstem bis drittem Ort macht vielleicht die
Spezifität der Bibliothek aus?


Darüber müsste ich noch genauer nachdenken, den Aspekt habe ich so nicht
gesehen. Danke dafür.

Aus dem noch schattigem Duisburg,

Christian Spließ


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.