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Re: Michael Denis und die Sieben Säulen der Weisheit



Lieber Herr Umstätter,
nein, dieses Zitat kannte ich noch nicht - haben Sie sehr herzlichen Dank
dafür! An Leibniz muss ich sowieso noch einiges abarbeiten, da ist dieser
Hinweis sehr hilfreich.

Übrigens habe ich betr. Füssen inzwischen meine These erweitern müssen
(manchmal fallen die Schuppen erst spät von den Augen): Die Ahnung, dass der
ovale Grundriss anknüpft an die Tradition der ovalen Marienheiligtümer, und
dass hier Maria als Sedes Sapientiae gemeint ist, wird mir zur Gewissheit:
Vom Refektorium ausgehend ist das Ganze eine architektonische Umsetzung auch
der Lauretanischen Litanei, in der Maria ja als Sedes Sapientiae gelobpreist
wird. Weitere Bilder (aus dem Hohenlied) dieser sehr verbreiteten, populären
Litanei, deren Ins-Bild-Setzen sich auf Gemälden, in Fresken und Skulpturen
zahlreich nachweisen lässt, wären:
An der Decke des Refektoriums (auf der die Bibliothek gewissermaßen basiert)
befinden sich je ein großes Christus- und ein Marienmonogramm - diese
Kombination ist typisch als Zitat Marias als Sedes Sapientiae
Du Morgenstern - Auf dem Boden des Refektorium befindet sich als
Intarisienarbeit ein großer Stern
Du Turm Davids/Du elfenbeinerner Turm - der von außen wirklich sehr
auffällige weiße Bibliotheksturm
Du geschlossener Garten - der geschlossene Garten, in dem dieser
Bibliotheksturm steht (wirkt wie ein geschlossener Cour d'honneur)
Du geschlossener Brunnen/Du Quelle - der Brunnen, der in diesem Garten steht;
außerdem gibt es im Refektorium einen Brunnen an der Wand

Nun werde ich noch mal nach Füssen fahren müssen, um zu sehen, was ich bisher
womöglich übersehen habe.
In Landsberg am Lech habe ich jetzt auch eine Bibliothek vom Ende des 17.
Jahrhunderts (also vor Füssen) ausgemacht, deren Wände mit Fresken der
Lauretanischen Litanei bemalt sind. Und im Stift Lilienfeld habe ich eine
Holzstatue gefunden, die Maria in der Ikonographie der Sedes Sapientiae
zeigt.
Außerdem hat die Salzburger Universität 1696 (? - ich schreibe gerade
"freihändig") sich auf die Lehre der "Immaculata Conceptio" festgelegt (das
war ein Politikum!), die theologisch/ikonologisch der Maria als Sedes
Sapientiae entspricht.

Ergo: Der Einfluss von Salzburg betrifft nicht nur die
Fischer-von-Erlach-Rezeption, sondern auch die Immaculata
Conceptio/Sedes-Sapientiae-Rezeption.

Ich werde morgen nachmittag ca. 16.15 bis 19.45 im Institut sein. Wären Sie
so nett, mir die "Lorenz-Habil" auszuleihen? Falls Sie nicht so lange da
sind, evtl. über Andrea Kaufmann oder Frau Nowakowski (wo sich Frau Kaufmann
den Schlüssel für dieVorbesprechung unseres Sommer-Seminars holt.)

Vielen Dank im voraus und beste Grüße,
Petra Hauke

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