[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: Markenabhaengigkeit bei Software



Wenn wir das 'kulturgut "buch"' als gebundene Einheit bedruckten Papiers definieren,
dann werden die Walter und Verwalter dessen,
keine besonders hohe Reputation erwerben.
Genau das denken aber viele Laien von Bibliothekarinnen und Bibliothekaren,
und wundern sich mit Recht,
dass man fÃr die Sammlung bedruckten Papiers auch noch eine Bibliothekswissenschaft brauchen soll.


Wenn wir es dagegen als das definieren, was es in Bibliotheken eigentlich ist,
ein Angebot publizierten Wissens, wenn wir also den Schwerpunkt auf Kultur
und nicht auf den InformationstrÃger legen,
dann gibt es in der sog. Wissensgesellschaft kaum etwas wichtigeres
als Bibliothekarinnen und Bibliothekare, im Sinne von Spezialisten der Wissenslogistik dieser Gesellschaft,
(und damit im Sinne einer neuen Wirtschaftswissenschaft,
die die Erkenntnisse der Informationstheorie berÃcksichtigt.)
Das war die Zielrichtung der Bibliothekswissenschaft, wie Harnack sie schon 1921 sah,
(ohne dass er damals die Folgen der Informationstheorie fÃr das letzte Jahrhundert erkennen konnte.)
Mit dieser wissenslogistischen Aufgabe haben Bibliotheken,
gleichgÃltig ob sie gedruckte, verfilmte und/oder multimediale BestÃnde haben,
dafÃr zu sorgen, dass Menschen, die Bildung suchen, diese auch bekommen kÃnnen.
Ihre soziale Funktion ist in einer Welt mit einem so erschreckenden digital devide,
wie wir es heute vorfinden, kaum zu ÃberschÃtzen.


"Marketing! Und was tut das Bibliothekswesen im Marketingbereich? Man schafft es ja noch nicht
einmal, den Begriff Bibliothek fuer sich (die Institutionen) zu besetzen. Wo dieses Wort
ueberall auftaucht und wie es dann verwendet wird..." schrieb Bernd Martin Rohde


Das ist richtig, weil zu viele Fachleute in Deutschland das "kulturgut buch"
zum Kultgegenstand hochstilisieren mÃchten, auch dann,
wenn sie damit den letzten Schund mit einschlieÃen.
Groschenromane, Bildzeitung etc. haben im bedruckten Papier eindeutig die Ãbermacht.


Auf diese Fachleute kÃnnen sich dann zahlreiche Laien berufen.
Sie sind die grÃÃte Gefahr fÃr das Bibliothekswesen, wenn sie daraus Profit schlagen wollen,
in dem sie publiziertes Wissen immer stÃrker privatisieren, monopolisieren und vor seiner Verbreitung schÃtzen wollen.
Bei der heutigen MentalitÃt des "Der Markt wird es schon richten." wird ihnen gern geglaubt,
BibliotheksmentalitÃt wird dagegen, bestÃtigt durch die Vorstellung vom veralteten Buchkult, schlicht ignoriert.


Bibliotheken sind die wichtigste Controlling-Einrichtungen in Wissenschaft und Bildung,
diese Aufgabe der QualitÃtssicherung ist in Deutschland inzwischen zu stark in den Hintergrund getreten.
Viele Bibliotheken werden nur noch als leisure activities gesehen,
wie ein Kollege einer UniversitÃt in London vor einigen Jahren richtig vermerkte.


Museen als "party-veranstalter" liegen auf der selben Linie. VergnÃgen wir uns wirklich noch zu tode,
wie Rom vor dem Untergang?


Bibliotheken mÃssen wieder das werden, was sie in ihrem Grundgedanken immer waren,
Einrichtungen in denen das publizierte Wissen der Welt verfÃgbar gemacht wird -
Zentren der Informations- und insbesondere der Wissenslogistik -
das geht heute schon lÃngst nicht mehr nur auf gedruckter Basis.



MfG


UmstÃtter

P.S. Prof. Saur hat vor Jahren richtig erkannt, Verleger sind keine PapierhÃndler.


Karl Eichwalder wrote:


Mario Kowalak <kowalak@xxxxxxxxxxxxxxx> writes:



"Infotheken" finde ich nicht so abwegig. Denn wir gehen in unserem Beruf
auf jeden Fall mit Informationen und Daten um, aber nicht zwangslaeufig
mit Buechern.



wenn das so ist, dann sollten die bibliotheksleute auch nicht wundern, wenn ihre positionen immer schwÃcher werden. das kulturgut "buch" wird demnÃchst wohl nur noch von den museen pflegt werden - oh, aber die museen inszenieren ja auch lieber events oder treten als party-veranstalter auf denn als vermittler traditioneller werte.





Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.