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Re: [InetBib] Frage zu ORCID



Guten Morgen,
lieber Marcus,
hier zwei weitere Anmerkungen meinerseits: ORCID wird durchaus in 
Wissenschaftsrat (2016): Empfehlungen zur Spezifikation des Kerndatensatz 
Forschung (Drs. 5066-16). 
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/5066-16.pdf erwähnt (Seite 35 
und 60)
sowie in der Spezifikation des Kerndatensatz Forschung: Version 1.0 von 2016 
auf Seite 22.

Durchaus ist es möglich auf andere Weise eine eindeutige Id zur Autorenkennung 
zu bilden. Ich möchte hier auf den zweiten und eben so wichtigen Aspekt der 
Persistenz verweisen, die v.a. im Zuge der Langzeitarchivierung von 
Publikationen sowie bei der Datenarchivierung gewährleistet werden muss. Dies 
bedarf einer zuverlässigen und nachhaltigen Infrastruktur.

Mit vielen Grüßen

Antonia
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Antonia C. Schrader

Helmholtz-Gemeinschaft
Helmholtz Open Science Office

Helmholtz-Zentrum Potsdam
Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ
Bibliothek des Wissenschaftsparks Albert Einstein
Telegrafenberg, 14473 Potsdam
Tel.: 0331 288 28790
E-Mail: antonia.schrader@xxxxxxxxxxxxxxx
Web: http://os.helmholtz.de
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-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: InetBib <inetbib-bounces@xxxxxxxxxx> Im Auftrag von Marcus Latour via 
InetBib
Gesendet: Mittwoch, 6. Januar 2021 18:16
An: inetbib@xxxxxxxxxx
Betreff: Re: [InetBib] Frage zu ORCID

Liebe Liste,

vielen Dank Antonia für die ausführlichen Antworten; die eingebrachten Links 
böten Lesestoff für viele lange Winterabende. Einen spontanen Gedanken erlaube 
ich mir noch zu äußern ohne mehr gelesen zu haben:

Personen mit gleichen Namen an der selben Einrichtung können durch die Angabe 
Emailadresse unterschieden werden. Bei Wechsel in eine neue Arbeitsgruppe oder 
Namensänderung ändert sich jedoch häufig die Emailadresse, was also für ein 
anderes Unterscheidungsmerkmal spricht. Da Geburtstag und -ort nicht im 
Klartext in Veröffentlichungen (außer
Promotion?) angegeben werden, hätte der Wissenschaftsrat*) auch eine 
nicht-rückrechenbare (Hash-)Kodierung aus Name+Geburt vorschlagen können; einen 
eindeutigen Fingerprint (z. B. sha256sum(Name+Geburt) = 
9528fd8a2c76ffa91b935f9fdd30e6dd). So bliebe die Angabe Geburt nicht- 
öffentlich, wir hätten jedoch eine ID, die unabhängig eines wie mir scheint 
recht kostspieligen Konsortiums erstellt werden könnte aber ähnlich z. B. in 
bibliometrischen Fragestellung zur Anwendung kommen könnte. (Die Erzeugung 
eines eigenen Fingerprints hätten wir einst in Wikipedia festlegen können; mit 
einem Kommandozeilenbefehl oder mit etwas Javascript online auf einer 
vertrauenswürdigen Webseite könnte jede Person ihren eigenen Fingerprint 
erstellen und in Publikationen etc. 
veröffentlichen.)

*) bezugnehmend auf das Zitat auf orcid-de.org/information:
„Aus Sicht des Wissenschaftsrats spricht, da es sich um einen offenen Standard 
handelt, vieles für den Einsatz von ORCID (Open Researcher and Contributor ID) 
für die Zuordnung von Personen sowie von DOIs (Digital Object Identifier) zur 
eindeutigen Identifikation von Forschungsoutput.“
Wissenschaftsrat: Empfehlungen zur Spezifikation des Kerndatensatz Forschung 
https://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/5066-16.pdf
(Der Text dort verweist weiter auf http://www.wissenschaftsrat.de/ 
download/archiv/1656-11.pdf, darin ORCID jedoch nicht enthalten.)

Genug der Abschweifungen, vielen Dank für die Beiträge
        Marcus

On Wed, 06 Jan 2021 14:33:51 +0100, Antonia Schrader via InetBib wrote:
Lieber Marcus und Liebe InetBib-Nutzenden,

als Projektpartnerin des ORCID DE Projektes, das die Förderung der 
Verbreitung von ORCID iDs sowie in der aktuellen 2. Projektphase die 
Konsolidierung der ORCID-Informationsinfrastruktur in Deutschland zum 
Ziel hat (mehr unter https://www.orcid-de.org/), möchte ich versuchen 
deine Fragen so gut wie möglich zu beantworten:

1. Beispiele Vorteile ORCID bzw. PIDs Durch die Angabe der ORCID iD 
können Forschende eindeutig und persistent mit ihren wissenschaftl.
Werken verknüpft werden. Gerade im asiatischen Raum gibt es eine 
Vielzahl von Wissenschaftler*innen, die denselben Namen tragen und an 
derselben Einrichtung arbeiten (z.B. Wei Wang an der Chinese Academy 
of Science, siehe auch https://doi.org/10.5281/zenodo.4071769). Eine 
eindeutige Zuordnung, welcher Wei Wang nun das Paper im 
Mustermann-Journal veröffentlicht hat, ist mit diesen Angaben nicht 
möglich. Weitere Vorteile haben wir unter 
https://www.orcid-de.org/information/ aufgelistet.

2. Datenbanken Dies kann ich leider nicht genau beantworten. Bitte 
stelle diese Frage an info@xxxxxxxxxxxx, sodass unsere Kollegin von 
ORCID direkt antworten kann. Sicherlich hängt dies auch von der 
jeweiligen Implementierung ab.

3. Digital Bibliography & Library Project (DBLP) Hierzu liegen mir 
leider keine Informationen vor. Wie ich Wikipedia
(https://de.wikipedia.org/wiki/Digital_Bibliography_%26_Library_Projec
t) entnehmen kann, ist DBLP nun ein Service des Schloss Dagstuhl. 
Schloss Dagstuhl ist seit 01.01.21 Mitglied im ORCID Deutschland 
Konsortium und plant somit die Implementierung von ORCID
(https://www.orcid-de.org/schloss-dagstuhl-63-mitglied-orcid-de-
konsortium/).

4. Was sind typische Arbeitsschritte, die durch ORCID erleichtert 
werden?
Hier stellt sich zunächst die Frage, welches Einsatzszenarien dir für 
die Verwendung von ORCID vorschwebt. Üblicherweise wird die ORCID-API 
in das Repositorium, Hochschulbibliografie, FIS, 
Identity-Management-System oder Fördersystem von 
Forschungseinrichtungen implementiert, bspw. zur 
Forschungsberichterstattung oder um den Forschenden der eigenen 
Einrichtung diesen Service zu bieten. Wichtig hierbei zu wissen ist, 
dass die Implementierung der ORCID-Member-API nicht nur die 
Darstellung der ORCID iDs und die Registrierung ermöglicht, sondern 
auch den Austausch von Metadaten des eigenen Systems mit dem ORCID-Registry 
möglich macht (mehr ggf. hier:
https://info.orcid.org/documentation/workflows/).

5. Webfeed Mit der ORCID-Member-API ist es möglich mit sog. Webhooks 
bei Änderungen in den ORCID-Records der Forschenden der eigenen 
Einrichtung (z. B. neue Publikationen oder Änderung der Affiliation) 
sich benachrichtigen zu lassen. Mehr hier:
https://www.orcid-de.org/konsortium/

6. Mitgliedsgebühr ORCID Inc. ist eine not-for-profit organization und 
finanziert ihren Betrieb (Vergabe der ORCID IDs, Betrieb des Registry, 
Support etc.) über diese Mitgliedsgebühren. Hier sind Angaben über die 
Finanzen von ORCID einsehbar: https://info.orcid.org/our-governance/ .

7. Verlage Entsprechend des DFG-Kodex „Leitlinien zur Sicherung guter 
wissenschaftlicher Praxis“ sind Wissenschaftler*innen aufgefordert 
‘phasenübergreifende Qualitätssicherung’ zu betreiben. Hilfreiche 
Werkzeuge in der Qualitätssicherung digitalisierter Wissenschaft sind 
zum Beispiel die „FAIR-Kriterien“ (Forschungsdaten sollen auffindbar – 
findable, zugänglich – accessible,interoperabel – interoperable – und 
wiederverwendbar – reusable – sein.) für digitale Forschungsdaten und 
eben persistente Identifikatoren, wie z. B. der DOI oder die ORCID iD, 
weswegen die Nutzung von Letzterem auch immer mehr von Verlagen 
verlangt wird.
Unter https://doi.org/10.2312/os.helmholtz.012 hat das Helmholtz Open 
Science Office einen Leitfaden zur Umsetzung des GWP-DFG-Kodex 
veröffentlicht, wo dies ebenfalls aufgegriffen wird.

8. Popularität von ORCID ORCID ist de facto Standard zur 
Personenidentifikation in der Wissenschaft. Diese Entwicklung wurde im 
Projektantrag von ORCID DE 1 (https://doi.org/10.2312/lis.16.01), wie 
folgt begründet:
“ORCID ist nicht die erste Initiative, die sich dem Thema der 
Autorenidentifikation widmet. Die normierte Ansetzung der Namen von 
Personen, die an einer Publikation mitgewirkt haben, ist eine 
etablierte Technik der Formalerschließung. Während die Landschaft der 
Autorenidentifikation viele Jahre durch spartenbezogene Initiativen 
geprägt war, verfolgt ORCID einen übergreifenden Ansatz, der durch ein 
breites internationales Konsortium getragen wird. ORCID verzahnt sich 
zudem mit dem International Standard Name Identifier (ISNI).”
In Deutschland wird zudem insbesondere die Verzahnung von GND und 
ORCID iD durch das ORCID DE Projekt vorangetrieben (vgl. u. a.
https://www.orcid-de.org/orcid-claiming-gnd/).
Ggf. lässt sich der Erfolg von ORCID auch auf die einfache Handhabung 
der Registrierung für die Nutzenden, die datenschutzrechtlichen 
Aspekte (siehe hier: http://doi.org/10.2312/lis.17.02) und den 
umfangreichen Support durch ORCID Inc. sowie der nationalen Konsortien 
zurückführen.

Ich hoffe, ich konnte deine Fragen beantworten. Bitte zögere nicht, 
dich bei weiteren Fragen und Anregungen an info@xxxxxxxxxxxx zu 
wenden. Gerne können wir uns auch digital für ein Gespräch verabreden.

Wenn du dich weiter für ORCID interessierst, empfehle ich dir unsere 
Mailingliste „ORCID DE Dialog“
(https://www.listserv.dfn.de/sympa/info/orcid-de-dialog) zu abonnieren 
und uns auf Twitter unter #ORCID_DE und @ORCID_Org zu folgen, wo wir 
regelmäßig zu ORCID und dem Projekt berichten.

Mit vielen Grüßen aus dem ORCID DE Projekt

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: InetBib <inetbib-bounces@xxxxxxxxxx> Im Auftrag von Marcus Latour 
via InetBib Gesendet: Mittwoch, 6. Januar
2021 12:01 An: inetbib@xxxxxxxxxx Betreff:
[InetBib] Frage zu ORCID

Liebe Kolleginnen,

auf Wikipedia lese ich zu ORCID unter Zweck:

ORCID-iDs sollen die elektronische Zuordnung von Publikationen und 
anderen Forschungsaktivitäten und -erzeugnissen zu Forschern 
erleichtern.
Dies ist aufgrund der Personennamen alleine nicht sicher möglich, da 
verschiedene Autoren gleiche Namen haben können, Namen sich ändern 
können (beispielsweise bei Heirat), und wegen Schreibvarianten 
(beispielsweise einmal die ausgeschriebenen Vornamen, ein anderes Mal 
aber nur die Initialen).
Zudem erleichtern Identifikatoren die maschinelle Datenverarbeitung.

Kennt jemand konkrete Beispiele, wo diese Ziele (wie) umgesetzt sind?

Werden ORCID-Strings (z. B. 0000-0001-5000-0007) in Datenbanken als 
Primärschlüssel verwendet?

Das Digital Bibliography & Library Project (DBLP) kommt glaube ich 
seit Anbeginn auch ohne ORCID mit Namensvarianten und -änderungen zurecht.

Was sind typische Arbeitsschritte, die durch ORCID erleichtert werden?

Kann man evtl. Hinweise zu neuen Publikationen einer Verfassserin, 
eines Arbeitsgruppe oder Institution per Webfeed abonnieren, so dass 
nicht mehr der Webfeed einer Homepage sondern der von ORCID abgerufen 
werden muss (sofern der Interessentin an der Verfasserin die ORCID 
bekannt ist, woher auch immer)?

Kürzlich las ich eine positiv klingende Meldung, dass eine "Reduktion 
der jährlichen ORCID-Mitgliedsgebühr für die kommende Zahlperiode für 
alle Mitglieder des Konsortiums von $3.500 auf $3.000 (2.550 €) 
ermöglicht wird." Die Websites zu ORCID sind durchaus hübsch, aber 
gibt es evtl.
eine Aufstellung, wie diese Gebühren darüberhinaus verwendet werden?

Manche Verlage scheinen inzwischen ORCID als Voraussetzung für die 
Aufnahme einer Publikation zu verlangen. Warum?

Zurück zu Wikipedia, genauer, zu eines der vielen spendenhungrigen 
Projekte der Wikimedia. Gäbe es mit Wikidata nicht eine etwas "offenere"
Plattform für diese Art der Personenkennziffer? Und davor gab es vmtl.
schon GND und VIAF und andere, evtl. lange bevor 2010 ORCID gegründet 
wurde. Nun, vielleicht hilft mir jemand, den Grund der wachsenden 
Popularität von ORCID zu erkennen. Vielen Dank!

      Marcus




Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.