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Re: [InetBib] Zeitgemäßer Name für den "Bibliothekar"tag



Liebe*r Falk Hartwig,
liebe Interessierte,

im Englischen haben sich meines Wissens die Frauen gegen Bezeichnungen wie "doctress" erfolgreich gewehrt, weil der Begriff despektierlich verwendet wurde und sie sich das nicht gefallen lassen wollten.

Aber nicht alle Menschen aus dem Englischsprachigen Raum verwenden "they" für dritte Person singular. Hier gibt es ähnliche Argumentationslinien, wie sie im Deutschen gegen jegliche Form von sprachlichem Ausdruck einer Sichtbarmachung non-binärer Geschlechter vorgebracht werden.

Das Unwohlsein, das einige hier bei der Pause in Wörtern wie "Bibliothekar*innen" befällt, könnte auch produktiv hinterfragt werden, statt es als neumodische Spinnerei zur Seite zu wischen. Dazu ist es meines Wissens ursprünglich gedacht.

Falls Sie noch keine non-binären Menschen kennengelernt haben, könnten Sie zum Beispiel mal das Thema aktiv verfolgen und sich etwa folgende Fragen stellen:

Was heißt Intersex und wie wird mit solchen Menschen umgegangen? Welche Operationen sind tatsächlich medizinisch notwendig? Wie viele Menschen sind davon betroffen? Welche Hürden werden Menschen in den Weg gestellt, die sich mit dem Ihnen bei Geburt zugeschriebenen Geschlecht nicht identifizieren können? Wie sieht der Umgang mit Menschen aus, die sich keinem Geschlecht zuschreiben lassen wollen? Wie erfahren Sie, mit welchem Personalpronomen jemand angesprochen werden will? Oder ob die Person überhaupt möchte, dass Personalpronomen verwendet werden?

Das sind wichtige Fragen des Respekts, die heute gestellt werden müssen, weil sich die Personen, die davon betroffen sind, nicht mehr verstecken wollen und das auch nicht mehr müssen sollten.

Dass wir diese Diskussion führen können liegt daran, dass viele Menschen sich aus ihren Verstecken getraut haben, lange bevor das auch nur ansatzweise ungefährlich war. Verfolgung, unnötige medizinische Behandlungen, Gewalt und Mord sind generell ein Thema in der Geschichte queerer Menschen, also nicht nur für non-binäre.

Freundliche Grüße
Gabriele Höfler


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Mag. Gabriele Höfler
Team Bibliothekssysteme

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