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Re: "Kampfplatz Katalog", Anreicherung von Bibliothekskatalogen, Artikel in der SZ vom 02.05.2005



On Fri, 6 May 2005 17:26:21 +0200
 "Niemann, Borghild" <Borghild.Niemann@xxxxxxxxxxxxxxxxx>
wrote:
> Zu dem oben genannten Artikel von Reinhard Markner und
> den Stellungnahmen von Bernhard Tempel und Klaus Graf in
> INETBIB vom 02.05.2005 möchte ich folgendes bemerken:
> 
> Zunächst einmal wundere ich mich, warum Bernhard Tempel
> bei der Lektüre des Artikels "einigermassen in Rage"
> geraten ist und und Klaus Graf von dem "weitgehend
> albernen Artikel" schreibt. Beide Bemerkungen sind weit
> unter Niveau. 

Ihr Niveau moechte ich mal dahingestellt sein lassen. Ich
habe der SZ einen Leserbrief zugeleitet, der unter
http://log.netbib.de/archives/2005/05/02/polemik-gegen-kataloganreicherung/
nachlesbar ist.

> 
> Meines Erachtens gehören in einen durch Steuergelder
> finanzierten Bibliothekskatalog  als Anreicherung
> (bibliographic enrichment) nur neutrale Informationen wie
> Inhaltsverzeichnisse und neutral gefaßte Inhaltsangaben.
> Klaus Graf hat insofern recht, wenn er meint: "Es wird
> nicht zuviel, sondern noch viel zu wenig angereichert!"
> Aber für Rezensionen, Bewertungen, die auch Verrisse sein
> können, ist ein Bibliothekskatalog das falsche Medium.

Wer bitteschoen hat denn Zeit, neutral gefasste
Inhaltsangaben zu erstellen? Die Klappentexte der Verlage,
die auch in breiter Front in US-Bibliotheken Eingang
gefunden haben, sind das ja wohl kaum. Die Rezensionen
werden hauptsaechlich als Inhaltsangaben verlinkt und
natuerlich auch als Bewertungshilfe fuer den Benutzer. Da
die Library of Congress so verfaehrt, mutet die
Neutralitaetsforderung reichlich uebertrieben an. 

Mehr dazu unter http://www.loc.gov/catdir/beat/

Das oesterreichichische Bibliothekswerk bietet Rezensionen
im Rahmen seines CC-Katalogisierungsangebots an:
http://www.biblio.at/katalogisate/

Natuerlich muss dem Bedenkentraeger oder der
Bedenkentraegerin das Treiben der ekz "grob rechtswirdig",
da deren Rezensionen marktlenkende Funktion haben, da sie
das Kaufverhalten der oeffentlichen Bibliotheken staerker
als andere Quellen beeinflussen (und ueber die VG Wort
Tantiemen auch Einfluss auf die Finanzen und
Rechtspositionen nicht-wissenschaftlicher Autoren haben).
ekz-Rezensionen sind als 2003-Demo unter
http://vzg-sisis.gbv.de/ bei MAB etc. einsehbar und die
duenken mich alles andere als neutral:

"Angesichts der wirren Handlung verblasst die sensible
Darstellung des jugendlichen Bewusstseinsprozesses etwas."

Beliebiges Zitat.

Auch Bibliographien weisen Rezensionen nach (z.B. die
Jahresberichte fuer deutsche Geschichte, manche
Landesbibliographien). Es ist eine unsinnige Annahme, dass
sich eine Bibliothek, wenn sie einen Verriss verlinkt (und
ich habe mehr als einen geschrieben, wie man sich denken
kann) diesen zu eigen macht. 

> Aus guten Gründen handelt es sich bei der Deutschen
> Nationalbibliographie (pardon: Nationalbibliografie) um
> ein Amtsblatt, Die Deutsche Bibliothek ist also zur
> absoluten Neutralität der Verzeichnung der
> Neuerscheinungen verpflichtet. Es wäre zu prüfen in
> wieweit es sich bei Katalogen wissenschaftlicher
> Bibliotheken um amtsblattähnliche Veröffentlichungen
> handelt.

Kann man gern pruefen, wenn man zuviel Zeit hat. Ich sehe
dafuer nicht im geringsten einen Anhaltspunkt und habe -
wie ich meine erschoepfend - in meinem Beitrag auf die
rechtlichen Rahmenbedingungen hingewiesen.


> Mit Sicherheit sind sie jedoch keine privaten
>  Veröffentlichungen, in die Verleger oder Gruppierungen
> ihre Podukte  gratis oder gegen Entgelt hineinplazieren
> können. Warum muß der Mausklick für die Rezensionen  des
> Internetforums H-Soz-u-Kult auf die Katalogoberfläche des
> GBV plaziert werden, man findet  sie in Nullkommanix auch
> bei Google. Wir wissen alle, daß unsere Bnutzer sehr gut
> googeln können. 

Das ist im hoechsten Masse Unsinn. Seit vielen Semestern
gebe ich akademische Veranstaltungen zur Internetrecherche
und bin ueberzeugt, dass meine Studenten nicht wirklich gut
"googeln" koennen. Im uebrigen wuerde mich mal
interessieren, wie man treffsicher Rezensionen zu einem
Buch 
ausfiltern kann. Google Print macht es sich da recht
einfach: Phrasensuche nach dem Titel, ISBN, review und
fertig ist die Trefferliste.
 
>  > 
> Seltsamerweise befassen sich die Kollegen Tempel und Graf
> nicht mit dem anderen Teil des Artikels von Reinhard
> Markner in der Süddeutschen Zeiung, der elektronischen
> Ladentheke von Amazon im Bayerischen Verbundkatalog. 

Ich sehe das ebenfalls als sehr problematisch an, auch aus
rechtlichen Gruenden (Gleichbehandlung aller Mitbewerber).
Sinnvoller ist da das ISBN-Feature der Wikipedia, mit dem
man nicht nur zu Bibliothekskatalogen, sondern auch zu
verschiedenen Online-Buechhaendlern gelangt:

http://de.wikipedia.org/wiki/ISBN#ISBN-Links_in_der_Wikipedia

Dr. Klaus Graf


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.